1. Einleitung
In einem Scheunengebäude mit einem Pfettendachstuhl, gedeckt mit Biberschwanzziegeln in Kalkmörtel und einem Mörtelfirst, treten hohe Holzfeuchtewerte von 19–21 % auf. Die fehlende Belüftung des Dachstuhls sowie die unzureichende Bauwerksabdichtung im Erdgeschoss begünstigen die Feuchteproblematik. Dieser Artikel analysiert die Ursachen, Risiken und mögliche Sanierungsmaßnahmen.
2. Schadensbeschreibung
Gebäudetyp:
Scheune, Baujahr um 1900, mit Pfettendachstuhl und Biberschwanzdeckung.
Symptome:
- Hohe Holzfeuchte: Messungen zeigen durchgehend Feuchtewerte zwischen 19–21 % im gesamten Dachstuhl.
- Fehlende Belüftung: Keine Fenster oder Öffnungen im Giebel und Dachstuhl.
- Feuchtigkeit im Erdgeschoss: Bodenflächen ohne Bauwerksabdichtung, was zu aufsteigender Feuchtigkeit führt.
- Keine sichtbaren Schäden: Holz zeigt (noch) keine Anzeichen von Pilzbefall oder Fäulnis, steht jedoch in einem kritischen Bereich.
3. Ursachenanalyse
1. Hohe Luftfeuchtigkeit durch fehlende Belüftung im Dachstuhl
- Mechanismus:
Durch die geschlossene Dachkonstruktion ohne Belüftungsöffnungen (z. B. Giebelfenster oder Lüftungsziegel) kann Feuchtigkeit nicht entweichen. - Begünstigende Faktoren:
- Kondensation durch Temperaturschwankungen im Dachraum.
- Eindringen von Feuchtigkeit durch undichte Stellen in der Dachdeckung.
- Konsequenzen:
Erhöhte Luftfeuchtigkeit führt zu einer kritischen Holzfeuchte, die die Gefahr von Pilzbefall und Holzschädlingen erhöht.
2. Aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdgeschoss
- Mechanismus:
Der fehlende Feuchtigkeitsschutz (Bauwerksabdichtung) im Erdgeschossboden erlaubt das Aufsteigen von Feuchtigkeit, die durch Diffusion in den Dachstuhl gelangt. - Begünstigende Faktoren:
- Hoher Grundwasserspiegel oder schlechte Entwässerung.
- Nutzung der Scheune, die zusätzliche Feuchtigkeit einbringt (z. B. durch Lagerung von organischen Materialien).
3. Historische Bauweise
- Mechanismus:
Die traditionelle Deckung mit Biberschwanzziegeln in Kalkmörtel bietet keinen optimalen Schutz gegen Schlagregen und Feuchteeintrag. Der Mörtelfirst kann durch Alterung und Risse Feuchtigkeit einlassen. - Konsequenzen:
Zusätzlicher Feuchteeintrag in die Dachkonstruktion.
4. Risiken und Gefahren
1. Pilz- und Insektenbefall
- Die Holzfeuchte liegt im kritischen Bereich für das Wachstum holzzerstörender Pilze wie des echten Hausschwamms (Serpula lacrymans) und die Vermehrung von Insekten wie dem gewöhnlichen Nagekäfer.
2. Tragfähigkeitsverlust
- Länger andauernde hohe Feuchtigkeit kann die Elastizität und Tragfähigkeit des Holzes beeinträchtigen, was die Stabilität des Dachstuhls gefährdet.
3. Langfristige Gebäudeschäden
- Feuchte im Dachstuhl kann zu Schimmelbildung und Feuchteschäden an angrenzenden Bauteilen führen.
5. Sanierungsmethoden
Kurzfristige Maßnahmen:
- Verbesserung der Belüftung:
- Einbau von Lüftungsöffnungen im Giebel oder an den Dachflächen (z. B. Lüftungsziegel oder Dachlüfter).
- Sicherstellung eines ausreichenden Luftaustauschs, um die Feuchtigkeit im Dachstuhl zu reduzieren.
- Entfernung von Feuchtigkeitseinträgen:
- Überprüfung der Dachdeckung auf Undichtigkeiten und Reparatur beschädigter Biberschwanzziegel.
- Sanierung des Mörtelfirsts, um Risse und Feuchtigkeitseintritt zu vermeiden.
Langfristige Maßnahmen:
- Nachträgliche Bauwerksabdichtung im Erdgeschoss:
- Einbau einer horizontalen Abdichtung, z. B. durch Injektion von Abdichtungsmaterialien oder mechanische Abdichtungen.
- Abdichtung der Bodenflächen gegen aufsteigende Feuchtigkeit, z. B. mit Epoxidharz oder Sperrputz.
- Optimierung der Dachkonstruktion:
- Anbringen einer diffusionsoffenen Unterspannbahn unter den Ziegeln, um Feuchtigkeit von innen und außen besser abzuleiten.
- Austausch stark geschädigter Bauteile durch vorbehandeltes, resistentes Holz.
- Aktive Entfeuchtung:
- Einsatz eines Luftentfeuchters im Dachraum, um die Feuchtigkeit aktiv zu reduzieren.
- Regelmäßige Kontrolle der Feuchtewerte, bis diese stabil unter 18 % sinken.
6. Präventionsempfehlungen
1. Regelmäßige Kontrolle der Holzfeuchte
- Jährliche Messungen mit einem Feuchtemessgerät, um kritische Werte frühzeitig zu erkennen.
2. Belüftungssystem installieren
- Einbau von dauerhaften Belüftungslösungen, wie Giebelfenstern oder Lüftungsgittern, um eine ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten.
3. Wartung der Dachdeckung
- Regelmäßige Inspektion der Biberschwanzziegel und des Mörtelfirsts auf Undichtigkeiten und Schäden.
4. Schutzmaßnahmen im Erdgeschoss
- Vermeidung von Feuchtigkeitseintrag durch eine ausreichende Bauwerksabdichtung.
- Nutzung des Erdgeschosses nur für Materialien, die keine zusätzliche Feuchtigkeit abgeben.
7. Fazit
Die hohe Holzfeuchte im Dachstuhl der Scheune resultiert aus der fehlenden Belüftung und der aufsteigenden Feuchtigkeit durch den ungeschützten Boden im Erdgeschoss. Durch bauliche Maßnahmen wie die Verbesserung der Belüftung, die Abdichtung des Bauwerks und die regelmäßige Kontrolle der Holzfeuchte kann das Problem nachhaltig behoben werden.