Analyse eines Schadensfalls: Schimmelbildung in einem unbelüfteten Flachdachraum (Kaltdach) bei einem Wohnhaus Baujahr 2020

1. Einleitung

Schimmelbildung in einem unbelüfteten Flachdachraum (Kaltdach) ist ein ernstzunehmendes Problem, insbesondere in modernen Gebäuden mit dichter Bauweise. In diesem Fall wurde Schimmel an der Unterseite der Brettschalung eines Flachdachs festgestellt. Die Dachkonstruktion aus unbehandeltem Fichtenholz zeigt Holzfeuchtewerte von 17–18 %. Ursachen sind eine undichte Dachluke, die feuchte Luft aus dem Wohnraum in den Dachraum einträgt, sowie Solarmodule auf dem Dach, die eine Abkühlung und verstärkte Kondensation durch Verschattung verursachen. Der Artikel analysiert die Problematik und bietet Lösungsvorschläge.


2. Schadensbeschreibung

Gebäudetyp:
Wohnhaus, Baujahr 2020, mit unbelüftetem Flachdach (Kaltdach).

Symptome:

  • Schimmelbildung:
    • Sichtbarer Schimmelbefall an der Unterseite der Brettschalung aus Fichtenholz.
    • Besonders stark in den Bereichen unterhalb der Solarmodule.
  • Hohe Holzfeuchte:
    • Holzfeuchte liegt mit 17–18 % im kritischen Bereich für Schimmelwachstum (>16 %).
  • Feuchtigkeitseintrag:
    • Durch eine undichte Dachluke strömt warme, feuchte Luft aus dem Wohnraum in den Flachdachraum.
  • Konstruktionsbedingte Problematik:
    • Keine Belüftung des Kaltdachs, wodurch Feuchtigkeit nicht entweichen kann.

3. Ursachenanalyse

1. Eindringen von feuchter Luft durch die Dachluke

  • Mechanismus:
    Die Dachluke weist Leckagen auf, durch die warme, feuchte Luft aus dem Wohnraum in den unbeheizten Flachdachraum gelangt. Diese Luft kondensiert an der kalten Unterseite der Brettschalung.
  • Konsequenzen:
    Hohe Feuchtigkeit begünstigt Schimmelbildung und erhöht die Holzfeuchte dauerhaft.

2. Mangelnde Belüftung des Kaltdachs

  • Mechanismus:
    Ein unbelüftetes Kaltdach führt dazu, dass sich Feuchtigkeit ansammelt, da kein Luftaustausch zur Ableitung der feuchten Luft erfolgt.
  • Konsequenzen:
    Langfristige Feuchtigkeitsansammlung erhöht das Risiko von Schimmel und Holzzerstörung.

3. Abkühlung durch Solarmodule

  • Mechanismus:
    Solarmodule auf dem Flachdach verschatten die Dachfläche und verhindern die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung. Dies führt zu einer Abkühlung der Brettschalung in den betroffenen Bereichen und verstärkt die Kondensation.
  • Konsequenzen:
    Schimmelbildung konzentriert sich auf die verschatteten Bereiche, wo die Bedingungen für Kondensation optimal sind.

4. Risiken und Gefahren

1. Gesundheitliche Gefährdung

  • Schimmelpilzsporen können allergische Reaktionen und Atemwegserkrankungen verursachen.

2. Langfristige Schäden am Holz

  • Hohe Holzfeuchte begünstigt nicht nur Schimmel, sondern kann auch zu Holzfäule und einer Reduzierung der Tragfähigkeit der Konstruktion führen.

3. Energieverluste

  • Feuchtigkeitsprobleme können die Dämmeigenschaften der obersten Geschossdecke beeinträchtigen und den Energieverbrauch erhöhen.

5. Sanierungsmethoden

Kurzfristige Maßnahmen

  1. Beseitigung des Schimmels:
    • Mechanisches Entfernen des Schimmels mit Bürsten und Staubsaugern mit HEPA-Filtern.
    • Nachbehandlung mit fungiziden Mitteln zur Abtötung der Schimmelsporen.
  2. Trockenlegung des Dachraums:
    • Einsatz von Bautrocknern, um die Holzfeuchte auf unter 16 % zu reduzieren.
  3. Abdichtung der Dachluke:
    • Abdichten der Dachluke mit Dichtungsbändern oder Austausch gegen eine luftdichte Luke, um den Feuchtigkeitseintrag zu stoppen.

Langfristige Sanierungsmaßnahmen

  1. Verbesserung der Belüftung des Kaltdachs:
    • Einbau von Belüftungsöffnungen oder Lüftungsventilen, um einen kontinuierlichen Luftaustausch im Dachraum zu gewährleisten.
    • Sicherstellen, dass die Belüftung ausreichend dimensioniert ist, um die Feuchtigkeit abzuführen.
  2. Optimierung der Dampfsperre/Dampfbremse:
    • Überprüfung und Verbesserung der Dampfsperre zwischen Wohnraum und Flachdachraum.
    • Abdichten von Leckagen an Anschlüssen, Durchdringungen und Rändern.
  3. Erneuerung der Unterspannbahnen:
    • Austausch der nicht diffusionsfähigen Kunststoff-Unterspannbahnen gegen diffusionsoffene Bahnen, die Feuchtigkeit aus dem Dachraum ableiten können.
  4. Kontrolle der Solarmodule:
    • Überprüfung der Montage und Sicherstellung, dass die Verschattung durch die Module nicht zu einer lokalen Abkühlung führt. Falls nötig, Anpassung der Module zur Verbesserung der Wärmezirkulation auf der Dachfläche.

6. Präventionsempfehlungen

1. Regelmäßige Kontrolle

  • Jährliche Inspektion des Dachraums auf Feuchtigkeit, Leckagen und Schimmelbildung.

2. Luftdichtheit sicherstellen

  • Durchführung eines Blower-Door-Tests zur Identifikation und Behebung von Leckagen in der Luftdichtheitsschicht.

3. Holzfeuchte überwachen

  • Regelmäßige Messung der Holzfeuchte, um kritische Werte frühzeitig zu erkennen.

4. Belüftung optimieren

  • Sicherstellen, dass alle Dachkonstruktionen ausreichend belüftet sind, um Kondenswasserbildung zu vermeiden.

5. Fachgerechte Planung

  • Bei Neubauten und Sanierungen sollten Materialien und Konstruktionen verwendet werden, die diffusionsoffen sind und Feuchtigkeit sicher ableiten können.

7. Fazit

Die Schimmelbildung im unbelüfteten Flachdachraum dieses Wohnhauses ist eine Kombination aus Konstruktionsfehlern (fehlende Belüftung und nicht diffusionsfähige Unterspannbahnen) und Einträgen von feuchter Luft durch eine undichte Dachluke. Kurzfristig muss der Schimmel entfernt und die Dachluke abgedichtet werden. Langfristig sind bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Belüftung und der Feuchtigkeitskontrolle essenziell, um zukünftige Schäden zu vermeiden.


Mit diesem Artikel bietet schimmelhilfe24.de fundierte Analysen und Lösungsansätze zur Vermeidung von Feuchteschäden in modernen Dachkonstruktionen.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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