Feuchtetechnische Bewertung von Hölzern in der Bauwerksanalyse

Einführung

Holz ist als natürlicher Baustoff von großer Bedeutung, insbesondere in traditionellen und historischen Bauwerken. Doch wie alle organischen Materialien ist auch Holz anfällig für Feuchtigkeit, die seine Haltbarkeit und Struktur erheblich beeinträchtigen kann. Die feuchtetechnische Bewertung von Hölzern spielt daher eine zentrale Rolle in der Bauwerksanalyse, um den Schutzbedarf und die langfristige Stabilität von Holzkonstruktionen sicherzustellen. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Bewertung der Feuchtigkeit in Holzbauteilen und die daraus resultierenden Maßnahmen, basierend auf den Richtlinien des WTA-Merkblatts 6-8.

Warum ist die Feuchtigkeitsbewertung wichtig?

Feuchtigkeit ist einer der kritischsten Faktoren, die die Haltbarkeit von Holzbauteilen beeinflussen. Ein zu hoher Feuchtigkeitsgehalt kann zu Schimmelbildung, Pilzbefall und Schädlingsbefall führen, was wiederum die strukturelle Integrität des Holzes schwächt. Die feuchtetechnische Bewertung hilft dabei, problematische Feuchtigkeitsniveaus frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Vermeidung oder Behebung von Feuchteschäden zu ergreifen.

Methoden der Feuchtigkeitsmessung

Das WTA-Merkblatt 6-8 beschreibt verschiedene Methoden zur Messung und Bewertung des Feuchtigkeitsgehalts in Holz:

  1. Elektrische Widerstandsmessung: Diese Methode basiert auf dem Prinzip, dass der elektrische Widerstand von Holz mit zunehmendem Feuchtigkeitsgehalt abnimmt. Spezielle Messgeräte werden verwendet, um den Widerstand zwischen zwei Elektroden im Holz zu messen und daraus den Feuchtigkeitsgehalt zu bestimmen. Diese Methode ist schnell und relativ genau, allerdings kann sie durch die Holzart und die Feuchteverteilung im Holz beeinflusst werden.
  2. Dielektrische Verfahren: Bei diesen Verfahren wird die Feuchtigkeit anhand der dielektrischen Eigenschaften des Holzes gemessen. Hierbei wird ein elektrisches Feld in das Holz eingebracht, und die Änderung der Kapazität wird gemessen. Diese Methode ist vor allem für oberflächennahe Messungen geeignet und kann auf größeren Flächen angewendet werden.
  3. Kapazitive Verfahren: Diese Messungen nutzen die Änderung der elektrischen Kapazität eines Kondensators, der in Kontakt mit dem Holz steht. Diese Methode ist nicht invasiv und ermöglicht eine schnelle Messung, allerdings ist sie weniger genau als andere Verfahren und sollte idealerweise in Kombination mit diesen angewendet werden.

Auswirkungen von Feuchtigkeit auf die Haltbarkeit des Holzes

Ein hoher Feuchtigkeitsgehalt im Holz fördert die Entwicklung von holzzerstörenden Pilzen, wie z.B. dem Echten Hausschwamm (Serpula lacrymans), sowie von Insektenbefall. Beide Schadensursachen führen zu einer erheblichen Schwächung der Holzstruktur, was letztlich die Tragfähigkeit und Stabilität eines Bauwerks gefährden kann. Darüber hinaus kann Feuchtigkeit auch zu mechanischen Spannungen und Verformungen im Holz führen, was zu Rissen, Verwerfungen und einem insgesamt instabilen Bauwerk führt.

Schutzmaßnahmen basierend auf der Feuchtigkeitsbewertung

Die feuchtetechnische Bewertung ist der erste Schritt, um geeignete Schutzmaßnahmen für Holzbauteile zu planen. Wenn ein erhöhter Feuchtigkeitsgehalt festgestellt wird, sollten folgende Maßnahmen in Betracht gezogen werden:

  1. Verbesserung der Belüftung: Eine gute Belüftung ist entscheidend, um die Feuchtigkeit im Holz zu reduzieren und ein gesundes Raumklima zu fördern. Dies kann durch das Öffnen von Belüftungsöffnungen, die Installation von Lüftungssystemen oder die Beseitigung von Feuchtigkeitsquellen erreicht werden.
  2. Isolierung und Abdichtung: Um das Eindringen von Feuchtigkeit in das Holz zu verhindern, sollten Bauteile isoliert und abgedichtet werden. Dies betrifft insbesondere Bereiche, die direktem Wetter ausgesetzt sind, wie z.B. Dachkonstruktionen und Fassaden.
  3. Behandlung mit Holzschutzmitteln: Wenn das Holz bereits eine hohe Feuchtigkeit aufweist, kann eine Behandlung mit geeigneten Holzschutzmitteln notwendig sein, um die Entwicklung von Pilzen und Insekten zu verhindern.
  4. Regelmäßige Überwachung: Nach der Implementierung von Schutzmaßnahmen sollte der Feuchtigkeitsgehalt regelmäßig überwacht werden, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen effektiv sind und das Holz langfristig geschützt bleibt.

Fazit

Die feuchtetechnische Bewertung von Hölzern ist ein unverzichtbares Instrument in der Bauwerksanalyse. Sie ermöglicht es, potenzielle Gefahren durch Feuchtigkeit frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Haltbarkeit und Sicherheit von Holzkonstruktionen zu gewährleisten. Das WTA-Merkblatt 6-8 bietet hierzu wertvolle Richtlinien und Methoden, die Fachleuten im Holzschutz eine solide Basis für die Planung und Durchführung von Schutzmaßnahmen bieten​.


Dieser Beitrag hebt die Bedeutung der Feuchtigkeitsbewertung in der Bauwerksanalyse hervor und bietet einen praktischen Leitfaden für die Anwendung der beschriebenen Methoden und Schutzmaßnahmen.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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