„Giftiges Erbe“: Langzeitfolgen von Holzschutzmitteln in historischen Gebäuden

Einleitung

Historische Gebäude sind oft ein wertvolles kulturelles Erbe, das bewahrt werden muss. Allerdings wurden in der Vergangenheit Holzschutzmittel verwendet, die heute als gesundheitsschädlich bekannt sind. Diese Mittel können noch immer in den Materialien der Gebäude vorhanden sein und die Gesundheit der heutigen Bewohner beeinträchtigen. In diesem Artikel beleuchten wir die Langzeitfolgen von Holzschutzmitteln in historischen Gebäuden und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner.

Historische Verwendung von Holzschutzmitteln

Chemikalien in historischen Holzschutzmitteln

  • Pentachlorphenol (PCP): Ein weit verbreitetes Fungizid und Insektizid, das für seine Wirksamkeit bekannt ist, aber auch für seine Toxizität.
  • Chromatiertes Kupferarsenat (CCA): Eine Kombination aus Chrom, Kupfer und Arsen, die häufig zum Schutz von Holz verwendet wurde.
  • Lindan: Ein Insektizid, das in vielen Holzschutzmitteln enthalten war und heute aufgrund seiner Toxizität in vielen Ländern verboten ist.
  • Creosot: Ein teerhaltiges Produkt, das hauptsächlich zur Behandlung von Eisenbahnschwellen und Telefonmasten verwendet wurde, aber auch in historischen Bauwerken vorkommen kann.

Langzeitfolgen für die Gesundheit

Krebserkrankungen

  • Lungenkrebs: Chemikalien wie PCP und CCA sind krebserregend und können das Risiko für Lungenkrebs erhöhen, insbesondere bei langfristiger Exposition.
  • Hautkrebs: Direkter Hautkontakt mit diesen Chemikalien kann das Risiko für Hautkrebs erhöhen.
  • Blasenkrebs und andere Krebsarten: Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Holzschutzmitteln und einem erhöhten Risiko für Blasenkrebs und andere Krebsarten festgestellt.

Neurologische Störungen

  • Gedächtnisstörungen: Chronische Exposition gegenüber neurotoxischen Chemikalien kann zu Gedächtnisstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen führen.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Betroffene können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder komplexe Aufgaben zu bewältigen.
  • Stimmungsschwankungen: Langfristige Exposition kann zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Depressionen führen.

Organische Schäden

  • Leber- und Nierenschäden: Chemikalien wie PCP und CCA können die Leber und Nieren schädigen, da diese Organe für die Entgiftung des Körpers verantwortlich sind.
  • Immunsystem: Langfristige Exposition kann das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.

Berichte über gesundheitliche Probleme in historischen Gebäuden

Fallbeispiel 1: Herrenhaus in Süddeutschland In einem historischen Herrenhaus in Süddeutschland, das mit PCP und CCA behandelt worden war, entwickelten mehrere Bewohner Atemwegsprobleme, Hautausschläge und neurologische Symptome. Nach Untersuchungen und Luftqualitätstests wurde festgestellt, dass die chemischen Rückstände in den Holzbalken und Fußböden die Ursache waren. Eine umfangreiche Sanierung wurde durchgeführt, um die Belastung zu reduzieren.

Fallbeispiel 2: Altes Schulgebäude in Nordamerika Ein altes Schulgebäude in Nordamerika, das Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, wies hohe Konzentrationen von Lindan und Creosot auf. Lehrer und Schüler berichteten über Kopfschmerzen, Schwindel und Hautirritationen. Das Gebäude musste vorübergehend geschlossen werden, um Sanierungsmaßnahmen durchzuführen und die Luftqualität zu verbessern.

Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung

Identifizierung und Bewertung

  • Luftqualitätstests: Regelmäßige Messungen der Raumluftqualität auf VOCs und spezifische Chemikalien wie PCP, CCA und Lindan.
  • Materialanalyse: Untersuchung der Baumaterialien auf enthaltene Holzschutzmittel, insbesondere in historischen Gebäuden.

Sofortmaßnahmen

  • Verbesserte Belüftung: Verbesserung der Belüftungssysteme, um die Konzentration von Schadstoffen in der Luft zu reduzieren.
  • Luftreiniger: Einsatz von Luftreinigern mit Aktivkohlefiltern, die VOCs und andere Schadstoffe aus der Luft filtern können.

Langfristige Sanierung

  • Materialaustausch: Entfernen und Ersetzen belasteter Baumaterialien durch schadstoffarme Alternativen.
  • Versiegelung: Versiegeln von Holzoberflächen mit speziellen Beschichtungen, die die Ausgasung von Chemikalien reduzieren.
  • Bauliche Maßnahmen: Renovierungen und Umbauten, um belastete Bereiche zu isolieren oder zu erneuern.

Gesundheitsüberwachung

  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Gesundheitsuntersuchungen für Bewohner und Nutzer historischer Gebäude, um frühzeitig mögliche Auswirkungen der Schadstoffbelastung zu erkennen.
  • Aufklärung und Information: Informieren Sie Bewohner und Nutzer über die Risiken und Symptome der Schadstoffexposition sowie über Schutzmaßnahmen.

Fazit

Die Langzeitfolgen von Holzschutzmitteln in historischen Gebäuden können erhebliche gesundheitliche Risiken darstellen. Durch regelmäßige Luftqualitätsmessungen, effektive Sofortmaßnahmen und langfristige Sanierungen können die Risiken minimiert werden. Eine umfassende Aufklärung und Gesundheitsüberwachung sind ebenfalls entscheidend, um die Gesundheit der Bewohner zu schützen und eine sichere Nutzung der historischen Gebäude zu gewährleisten.

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Webseiten:

Quellen

  • Spezial_Unempfindlichkeit_technisch_getrocknetes_Holz_gegen_Insekten_2008.pdf
  • Spezial_Holzschutz_fuer_konstruktive_Vollholzprodukte_2009.pdf
  • Praxiskommentar_Holzschutz_1731663.pdf
  • R05_T02_F02_Holzschutz_Bauliche_Massnahmen.pdf
  • DIN 68800-2 2012.pdf
  • DIN 68800-4 2012.pdf
  • DIN 68800-3 2012.pdf
  • R04_T01_F01_Holz_als_konstruktiver_Baustoff.pdf
  • DIN 68800-1 2011.pdf

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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