Das Holzfeuchtegleichgewicht: Bedeutung und Einfluss auf die Bauphysik

Holz ist einer der ältesten und vielseitigsten Baustoffe der Menschheit. Doch seine besondere Eigenschaft, auf Umgebungsfeuchtigkeit zu reagieren, macht es zu einem anspruchsvollen Material. Der Begriff „Holzfeuchtegleichgewicht“ beschreibt diesen Zusammenhang zwischen der Feuchtigkeit im Holz und seiner Umgebung. In diesem Blogbeitrag erfährst du alles Wichtige zum Thema Holzfeuchtegleichgewicht, wie es sich auf Bauwerke auswirkt, warum es für die Schimmelprävention entscheidend ist und wie du Probleme im Zusammenhang mit Holzfeuchte vermeiden kannst.


Was ist das Holzfeuchtegleichgewicht?

Das Holzfeuchtegleichgewicht bezeichnet den Zustand, bei dem das Holz weder Feuchtigkeit aus seiner Umgebung aufnimmt noch abgibt. Dieser Zustand wird durch die relative Luftfeuchtigkeit und die Temperatur der Umgebung bestimmt. Im Grunde „gleicht“ sich das Holz an die Umgebungsbedingungen an, indem es Wasserdampf abgibt oder aufnimmt, bis ein Gleichgewicht erreicht ist.

Holz ist ein hygroskopisches Material, was bedeutet, dass es Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt und abgibt, abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Dieses Verhalten ist grundlegend für die Verarbeitung und den Einsatz von Holz im Bauwesen, da es das Verhalten von Holz in verschiedenen Umgebungen stark beeinflusst.


Die Bedeutung der Holzfeuchte

Die Feuchtigkeit des Holzes wird in Prozent ausgedrückt und bezieht sich auf das Verhältnis des Wassers im Holz zu seinem trockenen Gewicht. Das Holzfeuchtegleichgewicht kann in verschiedenen Umgebungen variieren:

  • Nutzholz im Innenbereich: In Wohnräumen mit einer üblichen Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 % beträgt der Feuchtegehalt des Holzes typischerweise etwa 8 % bis 12 %.
  • Holz im Außenbereich: Da es ständig wechselnden Witterungsbedingungen ausgesetzt ist, schwankt die Holzfeuchte im Außenbereich stärker, meist zwischen 12 % und 18 %.


Wie entsteht das Holzfeuchtegleichgewicht?

Das Holzfeuchtegleichgewicht wird von zwei wesentlichen Faktoren beeinflusst: relative Luftfeuchtigkeit und Temperatur.

  1. Relative Luftfeuchtigkeit: Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto mehr Feuchtigkeit nimmt das Holz auf. Bei trockener Luft gibt das Holz Feuchtigkeit ab. Dies führt dazu, dass das Holz bei wechselnden Umgebungsbedingungen quillt oder schrumpft.
  2. Temperatur: Auch die Temperatur hat Einfluss auf die Holzfeuchte. In warmen Umgebungen nimmt das Holz in der Regel weniger Feuchtigkeit auf, während es in kalten Umgebungen anfälliger für eine höhere Feuchteaufnahme ist.

Wenn die Feuchtigkeit des Holzes über einen längeren Zeitraum schwankt, kann dies zu Spannungen im Material führen, die sich in Form von Rissen oder Verformungen äußern.


Auswirkungen von falscher Holzfeuchte

Zu hohe oder zu niedrige Holzfeuchte kann gravierende Auswirkungen haben:

  1. Quellen und Schwinden: Holz verändert sein Volumen, wenn es Feuchtigkeit aufnimmt oder abgibt. Diese Volumenveränderungen können zu Verwerfungen, Rissen oder im schlimmsten Fall zu strukturellen Schäden an Bauwerken führen.
  2. Schimmelbildung: Eine dauerhafte Holzfeuchte von über 20 % bietet ideale Bedingungen für das Wachstum von Schimmelpilzen und holzzerstörenden Pilzen. Besonders in schlecht belüfteten oder feuchten Bereichen, wie Kellern oder in der Nähe von Badezimmern, kann dies zum Problem werden​.
  3. Verformung und Risse: Stark schwankende Holzfeuchte kann zu Spannungen innerhalb des Materials führen. Dies kann sich in unschönen Verformungen oder Rissen zeigen, was besonders bei Holzböden oder Möbeln unangenehm ist.

Berechnung des Holzfeuchtegleichgewichts

Das Holzfeuchtegleichgewicht kann mit der sogenannten Sorptionsisotherme berechnet werden. Diese zeigt das Verhältnis zwischen der relativen Luftfeuchtigkeit und der Feuchtigkeit des Holzes auf. Hier eine vereinfachte Darstellung:

  • 30 % relative Luftfeuchtigkeit: Holzfeuchte etwa 6–7 %
  • 50 % relative Luftfeuchtigkeit: Holzfeuchte etwa 9–10 %
  • 70 % relative Luftfeuchtigkeit: Holzfeuchte etwa 12–13 %
  • 90 % relative Luftfeuchtigkeit: Holzfeuchte etwa 18–20 %

Dies bedeutet, dass bei 50 % Luftfeuchtigkeit das Holz eine Feuchte von etwa 10 % erreichen wird, wenn es ausreichend Zeit hat, sich an die Umgebungsbedingungen anzupassen. In der Praxis bedeutet dies, dass Holz in einem beheizten Raum im Winter trockener ist, während es im Sommer bei hoher Luftfeuchtigkeit mehr Wasser aufnehmen kann​.


Maßnahmen zur Kontrolle der Holzfeuchte

Es gibt einige bewährte Methoden, um die Holzfeuchte zu kontrollieren und die damit verbundenen Probleme zu vermeiden:

  1. Akklimatisierung des Holzes: Bevor Holz in Bauprojekten verwendet wird, sollte es Zeit haben, sich an die Feuchtigkeitsbedingungen des Verwendungsortes anzupassen. Dies ist besonders wichtig bei Parkettböden, Möbeln oder Holzwänden.
  2. Belüftung und Luftentfeuchter: In Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie Badezimmern oder Kellern, sollten Luftentfeuchter oder eine gute Belüftung eingesetzt werden, um die Feuchtigkeit auf einem stabilen Niveau zu halten.
  3. Richtige Lagerung: Holz sollte in gut belüfteten und trockenen Räumen gelagert werden, um es vor übermäßiger Feuchteaufnahme oder Austrocknung zu schützen. Insbesondere bei der Lagerung von Bauholz sollte darauf geachtet werden, dass es nicht direkter Sonneneinstrahlung oder starker Feuchtigkeit ausgesetzt ist.
  4. Verwendung von Schutzmitteln: Oberflächenbehandlungen wie Lacke oder Öle können das Eindringen von Feuchtigkeit in das Holz verlangsamen und es widerstandsfähiger gegenüber schwankender Luftfeuchtigkeit machen.

Bedeutung des Holzfeuchtegleichgewichts im Bauwesen

Im Bauwesen spielt die Kontrolle der Holzfeuchte eine entscheidende Rolle. Vor allem in der Altbausanierung, im Holzrahmenbau und im Fachwerkbau ist es wichtig, dass das Holz optimal auf seine Umgebung abgestimmt ist. Hierbei helfen Messungen des Feuchtegehalts und die Berücksichtigung des Holzfeuchtegleichgewichts, um langfristige Schäden zu vermeiden.


Holzfeuchte und Schimmelprävention

Eine der größten Gefahren bei zu hoher Holzfeuchte ist die Schimmelbildung. Wenn Holz regelmäßig eine Feuchtigkeit von über 20 % aufweist, ist dies ein idealer Nährboden für Schimmelpilze. Besonders in schlecht belüfteten Ecken oder bei baulichen Mängeln kann es zu einem Feuchtigkeitsstau kommen, der Schimmelbildung fördert.

Zur Vorbeugung sollte auf eine regelmäßige Kontrolle der Luftfeuchtigkeit und des Holzfeuchtegehalts geachtet werden. Auch bauliche Maßnahmen wie das Anbringen einer Dampfsperre oder die Verbesserung der Belüftung können helfen, Schimmelprobleme zu vermeiden​.


Fazit: Die Bedeutung des Holzfeuchtegleichgewichts für ein gesundes Raumklima

Das Holzfeuchtegleichgewicht ist ein zentraler Faktor im Umgang mit Holz, sei es im Bauwesen, in der Möbelherstellung oder in der Schimmelprävention. Die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit und Temperatur in den Räumen, in denen Holz eingesetzt wird, ist entscheidend für die Langlebigkeit und Stabilität des Materials. Durch die Beachtung der grundlegenden Prinzipien des Holzfeuchtegleichgewichts können viele Probleme wie Verformungen, Risse oder Schimmelbildung vermieden werden.

Für detaillierte Beratung zu diesem Thema oder Hilfe bei der Schimmelprävention stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
Telefon: 0177 – 4007130
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Websites:
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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