Die Bedeutung der richtigen Putzwahl für Fachwerkgebäude: Historische Kalkputze und ihre Materialeigenschaften

Fachwerkhäuser sind mehr als nur historische Gebäude; sie sind lebendige Zeugnisse unserer Baugeschichte. Eine der größten Herausforderungen bei der Restaurierung und Erhaltung dieser wertvollen Strukturen ist die Wahl der richtigen Materialien. Besonders die Wahl des Putzes spielt eine entscheidende Rolle, um die Langlebigkeit des Fachwerks zu gewährleisten und Schäden zu vermeiden. In diesem Blogbeitrag widmen wir uns den Vorteilen selbst angemischter Kalkputze mit historischer Struktur, ihrer Materialeigenschaften und Diffusionsfähigkeit. Darüber hinaus betrachten wir die Bedeutung des Kellenschnitts und der 45° Kantenausbildung zur Schadensminimierung.

Selbst angemischte Kalkputze: Historische Struktur und Materialeigenschaften

Historische Kalkputze

Traditionell wurden Fachwerkhäuser mit Kalkputzen verputzt, die eine hervorragende Verträglichkeit mit den verwendeten Materialien aufwiesen. Diese Putze wurden oft direkt vor Ort aus Kalk, Sand und Wasser angemischt. Diese Mischung bietet eine Vielzahl von Vorteilen:

  • Atmungsaktivität: Kalkputz ist diffusionsoffen, das heißt, er ermöglicht den Durchtritt von Wasserdampf. Dies ist entscheidend, um Feuchtigkeit, die in das Holz eindringt, wieder entweichen zu lassen und Schimmelbildung sowie Holzzerfall zu verhindern.
  • Elastizität: Kalkputz ist flexibel und kann sich bei Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen mit dem Holz bewegen, ohne zu reißen.
  • Alkalität: Kalk hat eine natürliche alkalische Eigenschaft, die das Wachstum von Schimmel und Pilzen hemmt.
  • Selbstheilung: Kleine Risse im Kalkputz können sich durch die Karbonatisierung von selbst wieder verschließen.

Materialeigenschaften von Kalkputzen

Kalkputze haben spezifische Eigenschaften, die sie ideal für die Verwendung an Fachwerkhäusern machen:

  • Diffusionsfähigkeit: Kalkputze ermöglichen es dem Mauerwerk und dem Holz, zu „atmen“. Dies verhindert, dass sich Feuchtigkeit ansammelt und zu Schäden führt.
  • Feuchtigkeitsregulation: Sie können Feuchtigkeit aufnehmen und bei trockenen Bedingungen wieder abgeben, was das Raumklima positiv beeinflusst.
  • Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse: Kalkputze sind widerstandsfähig gegenüber Witterungseinflüssen und schützen das darunterliegende Holz.

Abgrenzung von Putz zu Holz: Der Kellenschnitt und 45° Kantenausbildung

Der Kellenschnitt

Ein wesentlicher Aspekt bei der Anwendung von Putz auf Fachwerkhäusern ist die richtige Abgrenzung zwischen Putz und Holz. Der sogenannte Kellenschnitt ist eine Technik, bei der eine saubere Trennung zwischen den beiden Materialien geschaffen wird. Hierbei wird eine schmale Fuge entlang der Übergänge zwischen Holz und Putz gezogen. Diese Fuge dient mehreren Zwecken:

  • Spannungsabbau: Sie ermöglicht es dem Putz, sich unabhängig vom Holz zu bewegen und dadurch Spannungsrisse zu vermeiden.
  • Feuchtigkeitsschutz: Die Fuge verhindert, dass Wasser direkt in die Kontaktstelle zwischen Holz und Putz eindringt, was das Risiko von Feuchteschäden reduziert.

45° Kantenausbildung

Eine weitere wichtige Technik zur Vermeidung von Schäden an den Gefahrenfeldern der Fachwerkfassade ist die 45° Kantenausbildung. Bei dieser Methode werden die Kanten des Putzes an den Übergängen zu den Holzbalken in einem 45°-Winkel ausgeführt. Diese Technik hat mehrere Vorteile:

  • Reduzierung von Materialabbrüchen: Die abgeschrägten Kanten sind widerstandsfähiger gegen Abplatzungen und Risse, die durch die Bewegung der Holzbalken entstehen können.
  • Optische Integration: Die 45°-Kanten ermöglichen eine harmonische Übergangslinie zwischen Holz und Putz, was zu einem ästhetisch ansprechenden Erscheinungsbild beiträgt.
  • Verbesserte Haftung: Die schräge Kante sorgt für eine bessere Haftung des Putzes und reduziert die Gefahr von Abblätterungen.

Fazit

Die Wahl des richtigen Putzes und die Anwendung geeigneter Techniken sind entscheidend für die Erhaltung und Langlebigkeit von Fachwerkhäusern. Selbst angemischte Kalkputze bieten durch ihre Diffusionsfähigkeit und Flexibilität ideale Voraussetzungen, um Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung zu verhindern. Der Kellenschnitt und die 45° Kantenausbildung sind bewährte Methoden, um Spannungsrisse und Materialabbrüche zu minimieren. Durch die Beachtung dieser traditionellen Techniken und Materialien können wir sicherstellen, dass Fachwerkhäuser auch in Zukunft ihre historische Schönheit und Struktur bewahren.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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