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Richtiges Wohnen im Fachwerkhaus: Die Bauphysik hat ihre eigenen Gesetze

Fachwerkhäuser sind nicht nur architektonische Schätze, sondern auch besondere Wohnstätten, die spezifische bauliche und physikalische Bedingungen mit sich bringen. Diese besonderen Anforderungen müssen beachtet werden, um ein gesundes, nachhaltiges und komfortables Wohnen zu gewährleisten. In diesem Artikel werden die Grundlagen der Bauphysik in Fachwerkhäusern erläutert und wertvolle Tipps für das Wohnen und den Erhalt dieser Denkmäler gegeben.

Die Bauphysik in Fachwerkhäusern

1. Wärmedämmung und Energieeffizienz

Fachwerkhäuser besitzen aufgrund ihrer Bauweise spezielle Herausforderungen in Bezug auf Wärmedämmung und Energieeffizienz:

  • Außenwände: Die Außenwände bestehen oft aus einer Kombination von Holz und Lehm oder Ziegeln. Diese Materialien haben unterschiedliche Dämmwerte, die berücksichtigt werden müssen.
  • Innendämmung: Eine zusätzliche Innendämmung kann helfen, die Energieeffizienz zu verbessern, muss jedoch sorgfältig geplant werden, um Feuchtigkeitsprobleme zu vermeiden. Materialien wie Holzfaserplatten oder Kalziumsilikatplatten sind hierfür gut geeignet.
  • Fenster und Türen: Originale Fenster und Türen sollten, wenn möglich, erhalten und saniert werden. Der Einbau von Dichtungen und die Verwendung von sekundären Verglasungen können die Energieeffizienz verbessern.

2. Feuchtigkeitsmanagement

Feuchtigkeit ist eine der größten Herausforderungen in Fachwerkhäusern. Ein gutes Feuchtigkeitsmanagement ist entscheidend für den Erhalt der Bausubstanz und ein gesundes Wohnklima:

  • Belüftung: Regelmäßiges Lüften ist essenziell, um die Feuchtigkeit im Innenraum zu regulieren. Fenster sollten täglich für kurze Zeit vollständig geöffnet werden (Stoßlüftung).
  • Feuchtigkeitssperren: Der Einsatz von Feuchtigkeitssperren im Sockelbereich und an gefährdeten Stellen verhindert das Aufsteigen von Feuchtigkeit.
  • Materialwahl: Atmungsaktive Materialien wie Lehmputz und Kalkfarben helfen, die Feuchtigkeit zu regulieren und Schimmelbildung zu verhindern.

3. Schallschutz

Die Holzkonstruktionen und leichten Materialien von Fachwerkhäusern bieten oft weniger Schallschutz als moderne Bauweisen:

  • Bodenbeläge: Der Einsatz von trittschalldämmenden Unterlagen unter den Bodenbelägen kann die Schallübertragung reduzieren.
  • Zwischenwände: Schwere Vorhänge oder zusätzliche Trennwände können den Schall zwischen den Räumen dämpfen.
  • Decken und Dächer: Eine zusätzliche Dämmung der Decken und Dächer kann den Schallschutz verbessern und gleichzeitig die Wärmeisolierung erhöhen.

Tipps fürs richtige Wohnen im Fachwerkhaus

1. Regelmäßige Wartung und Pflege

  • Inspektionen: Regelmäßige Inspektionen der Holzkonstruktionen, des Daches und der Entwässerungssysteme sind notwendig, um Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
  • Reinigung: Eine regelmäßige Reinigung der Oberflächen, insbesondere der Holzbauteile, ist wichtig, um Schmutz und Feuchtigkeit zu entfernen.

2. Energieeffizienzmaßnahmen

  • Dämmung: Die Dämmung der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke kann erheblich zur Energieeinsparung beitragen.
  • Heizung: Moderne Heizsysteme, wie z.B. Fußbodenheizungen oder Wandheizungen, können in Fachwerkhäusern gut integriert werden und sorgen für eine gleichmäßige Wärmeverteilung.

3. Wohnklima und Raumluftqualität

  • Luftfeuchtigkeit: Die Luftfeuchtigkeit sollte konstant zwischen 40% und 60% gehalten werden. Ein Hygrometer kann helfen, die Feuchtigkeit zu überwachen.
  • Pflanzen: Zimmerpflanzen können zur Verbesserung der Luftqualität beitragen, indem sie Feuchtigkeit aufnehmen und Sauerstoff produzieren.
  • Luftreiniger: Der Einsatz von Luftreinigern kann die Luftqualität verbessern, besonders in Bereichen mit wenig Luftzirkulation.

4. Umgang mit Denkmalschutzauflagen

  • Beratung: Bei Umbauten oder Renovierungen sollten immer Fachleute und Denkmalpflegebehörden konsultiert werden, um die historischen Aspekte des Gebäudes zu bewahren.
  • Materialien: Es sollten immer historische oder historisch kompatible Materialien verwendet werden, um den Charakter und die Struktur des Gebäudes zu erhalten.
  • Dokumentation: Alle Maßnahmen und Änderungen sollten dokumentiert werden, um eine nachvollziehbare Geschichte der Renovierungsarbeiten zu erstellen.

5. Spezielle Herausforderungen

  • Insektenbefall: Regelmäßige Kontrollen auf Holzschädlinge und bei Bedarf fachgerechte Bekämpfungsmaßnahmen sind wichtig, um die Bausubstanz zu schützen.
  • Brandschutz: Der Einbau von Rauchmeldern und Feuerlöschern ist unerlässlich. Auch die Installation einer Blitzschutzanlage kann sinnvoll sein, um das Gebäude vor Blitzeinschlägen zu schützen.

Erfahrungsberichte von Fachwerkhausbesitzern

1. Erfahrungsbericht: Familie Schmidt aus Niedersachsen

Familie Schmidt lebt seit über 20 Jahren in einem Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert. Durch regelmäßige Inspektionen und die Verwendung traditioneller Materialien bei der Renovierung konnten sie den historischen Charakter des Hauses bewahren. Besonders hilfreich fanden sie den Einsatz von Lehmputz, der das Raumklima verbessert und Feuchtigkeit reguliert.

2. Erfahrungsbericht: Herr Müller aus Hessen

Herr Müller hat sein Fachwerkhaus umfassend saniert und dabei moderne Heiztechniken integriert. Eine Fußbodenheizung sorgt nun für gleichmäßige Wärme, ohne das historische Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Er betont die Wichtigkeit regelmäßiger Lüftung, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.

3. Erfahrungsbericht: Familie Weber aus Bayern

Die Familie Weber achtet besonders auf die Pflege der Holzkonstruktionen ihres Fachwerkhauses. Durch den Einsatz von natürlichen Lasuren und regelmäßige Reinigung haben sie das Holz in einem ausgezeichneten Zustand erhalten. Sie empfehlen auch die Zusammenarbeit mit lokalen Denkmalpflegebehörden, um die besten Methoden zur Erhaltung des Gebäudes zu nutzen.


Das richtige Wohnen in einem Fachwerkhaus erfordert besondere Aufmerksamkeit für die baulichen und physikalischen Eigenschaften des Gebäudes. Durch regelmäßige Wartung, geeignete Schutzmaßnahmen und die Einhaltung der Denkmalschutzauflagen kann der historische Wert erhalten und ein gesundes Wohnklima geschaffen werden. Sollten Sie Unterstützung bei der Pflege und Wartung Ihres Fachwerkhauses benötigen, stehen wir Ihnen mit unserer Expertise und Erfahrung zur Seite.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf: Sachverständigenbüro Charles Knepper 06295 Lutherstadt Eisleben Kirchweg 4 Funk: 0177 – 4007130 E-Mail: gutachter-knepper@online.de

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Websites:

Quellen

  • Spezial_Unempfindlichkeit_technisch_getrocknetes_Holz_gegen_Insekten_2008.pdf
  • Spezial_Holzschutz_fuer_konstruktive_Vollholzprodukte_2009.pdf
  • Praxiskommentar_Holzschutz_1731663.pdf
  • R03_T03_F01_Schallschutz_Grundlagen_Vorbemessung_2019.pdf
  • R05_T02_F02_Holzschutz_Bauliche_Massnahmen.pdf
  • holzschutz_din6880_holzbau_mit_regeln_20140224.pdf
  • R05_T02_F01_Holzschutz_bei_Ing_holzbauten.pdf
  • DIN 68800-2 2012.pdf
  • DIN 68800-4 2012.pdf
  • DIN 68800-3 2012.pdf
  • R03_T02_F01_Flachdaecher_2019.pdf
  • R03_T02_F07_Waermebruecken_2008.pdf
  • R04_T01_F01_Holz_als_konstruktiver_Baustoff.pdf
  • din-68800-aenderung_der_Holzschutznorm.pdf
  • DIN 68800-1 2011.pdf
  • R4_T2_F1_KVH_Duo_Triobalken.pdf

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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