Bauernhöfe in Gefahr: Holzschutzmittel in alten Scheunen und Ställen

Bauernhöfe sind oft das Herzstück ländlicher Gemeinden, in denen Familien über Generationen hinweg Landwirtschaft betreiben. Doch viele dieser historischen Gebäude, insbesondere alte Scheunen und Ställe, sind mit Holzschutzmitteln behandelt worden, die heute eine erhebliche Gefahr für Mensch und Tier darstellen können. In diesem Artikel werden die Risiken der Holzschutzmittelbelastung auf Bauernhöfen beleuchtet, konkrete Fallbeispiele vorgestellt und Maßnahmen zur Risikominderung diskutiert.

1. Die Gefahr durch Holzschutzmittel in Scheunen und Ställen

1.1 Verwendete Chemikalien und ihre Eigenschaften

Holzschutzmittel wurden häufig eingesetzt, um das Holz vor Feuchtigkeit, Pilzbefall und Insekten zu schützen. Zu den meistverwendeten Chemikalien zählen:

  • Pentachlorphenol (PCP): Ein starkes Fungizid und Insektizid, das in der Vergangenheit weit verbreitet war.
  • Chrom-Kupfer-Arsen (CCA): Ein Konservierungsmittel, das gegen Fäulnis und Insekten schützt, aber hochgiftig ist.
  • Creosot: Ein Konservierungsmittel aus Steinkohlenteer, das polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthält.
1.2 Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier

Die Exposition gegenüber diesen Chemikalien kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:

  • Hautkontakt: Beim Umgang mit behandelten Holzoberflächen.
  • Inhalation: Durch das Einatmen von Staub oder Dämpfen.
  • Verzehr: Durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser.

Zu den gesundheitlichen Auswirkungen zählen:

  • Akute Effekte: Hautreizungen, Übelkeit, Schwindel und Atembeschwerden.
  • Langzeitfolgen: Erhöhtes Risiko für Krebs, Leber- und Nierenschäden sowie neurologische Störungen.
  • Tiergesundheit: Tiere können durch direkten Kontakt, durch das Fressen von kontaminiertem Futter oder durch den Aufenthalt in belasteten Ställen gefährdet sein.

2. Fälle von Holzschutzmittelbelastungen auf Bauernhöfen

2.1 Fallbeispiel: Milchviehbetrieb in Bayern

Ein Milchviehbetrieb in Bayern stellte bei seinen Kühen eine erhöhte Rate von Hauterkrankungen und Atemwegsproblemen fest. Nach einer Untersuchung der Stallungen wurde eine hohe Konzentration von PCP und CCA in den Holzbalken festgestellt. Die Chemikalien hatten sich im Laufe der Jahre im Stall angesammelt und die Gesundheit der Tiere beeinträchtigt. Der Betrieb musste umfassende Sanierungsmaßnahmen durchführen, um die Belastung zu reduzieren.

2.2 Fallbeispiel: Schweinezucht in Niedersachsen

Ein Schweinezuchtbetrieb in Niedersachsen bemerkte einen Rückgang der Gesundheit und Produktivität seiner Tiere. Untersuchungen ergaben, dass die alten Holzställe, in denen die Schweine untergebracht waren, mit Creosot behandelt worden waren. Die Tiere waren durch den direkten Kontakt und das Einatmen der Dämpfe gefährdet. Der Betrieb entschied sich für den Abriss der alten Ställe und den Neubau mit sicheren Materialien.

2.3 Fallbeispiel: Geflügelhof in Hessen

Ein Geflügelhof in Hessen erlebte vermehrt Todesfälle und Gesundheitsprobleme bei seinen Hühnern. Nach einer Untersuchung der Scheunen und Ställe wurde eine erhebliche Belastung durch CCA festgestellt. Die kontaminierten Holzkonstruktionen mussten entfernt und durch neue, unbehandelte Holzmaterialien ersetzt werden, um die Gesundheit der Tiere wiederherzustellen.

3. Maßnahmen zur Risikominderung

3.1 Erkennung und Bewertung der Risiken

Eine gründliche Bestandsaufnahme und Risikobewertung sind der erste Schritt zur Minderung der Gefahren durch Holzschutzmittel. Hierzu gehören:

  • Probenahme und Analyse: Entnahme von Holzproben und Untersuchung auf Chemikalienrückstände.
  • Luft- und Staubproben: Messung der Konzentrationen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) und Schadstoffen in der Umgebung.
  • Bodenproben: Untersuchung des Bodens um die Gebäude herum auf chemische Kontamination.
3.2 Technische Maßnahmen

Zur Risikominderung können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Sanierung: Entfernung und fachgerechte Entsorgung der belasteten Holzstrukturen.
  • Versiegelung: Abdichtung verbleibender Holzteile, um das Austreten von Chemikalien zu verhindern.
  • Lüftungssysteme: Verbesserung der Belüftung, um die Konzentration von Schadstoffen in der Luft zu reduzieren.
3.3 Präventive Maßnahmen

Um zukünftige Belastungen zu vermeiden, sollten präventive Maßnahmen berücksichtigt werden:

  • Verwendung sicherer Materialien: Einsatz von unbehandeltem Holz oder Holz, das mit umweltfreundlichen Mitteln behandelt wurde.
  • Regelmäßige Inspektionen: Regelmäßige Überprüfung und Wartung der Holzstrukturen, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Aufklärung: Sensibilisierung von Landwirten und Tierhaltern für die Gefahren von Holzschutzmitteln und die Notwendigkeit sicherer Alternativen.

4. Schlussfolgerung

Die Gefahr durch Holzschutzmittel in alten Scheunen und Ställen auf Bauernhöfen stellt ein ernstzunehmendes Gesundheits- und Umweltproblem dar. Es ist von entscheidender Bedeutung, dieses Problem zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen zu beheben. Regelmäßige Inspektionen, technische und präventive Maßnahmen können dazu beitragen, die Sicherheit der landwirtschaftlichen Gebäude zu gewährleisten und die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen.

Für weiterführende Beratung und professionelle Unterstützung bei der Bewertung und Sanierung von Holzschutzmittelbelastungen können Sie sich an unser Sachverständigenbüro wenden.

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Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
Funk: 0177 – 4007130
E-Mail: gutachter-knepper@online.de
Schimmelhilfe24
Holzschutz Gutachten24
Gutachter Knepper
Bauschaden24

Quellen:

  1. Spezial_Unempfindlichkeit_technisch_getrocknetes_Holz_gegen_Insekten_2008.pdf
  2. Spezial_Holzschutz_fuer_konstruktive_Vollholzprodukte_2009.pdf

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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