Warum der Kellenschnitt bei Gefachen an Fachwerkfassaden so wichtig ist

Fachwerkhäuser sind ein unverwechselbarer und historisch wertvoller Bestandteil unserer Baukultur. Die harmonische Verbindung von Holz und Gefachen – den mit Lehm oder Ziegeln gefüllten Feldern zwischen den Holzbalken – verleiht diesen Gebäuden ihren einzigartigen Charakter. Ein oft unterschätzter, aber wesentlicher Bestandteil der fachgerechten Restaurierung und Pflege von Fachwerkfassaden ist der sogenannte Kellenschnitt. In diesem Blogbeitrag erklären wir, was der Kellenschnitt ist, warum er so wichtig ist und wie er korrekt ausgeführt wird.

1. Was ist der Kellenschnitt?

1.1 Definition

Der Kellenschnitt bezeichnet einen sauberen, schmalen Spalt, der zwischen dem Holz des Fachwerks und dem Material der Gefache (z. B. Lehm oder Ziegel) hergestellt wird. Dieser Schnitt wird mit einer Kelle, einem speziellen Maurerwerkzeug, ausgeführt und sorgt dafür, dass das Gefache nicht direkt an das Holz anschließt.

1.2 Ziel des Kellenschnitts

Der Hauptzweck des Kellenschnitts besteht darin, Bewegungen und Spannungen zwischen dem Holz und dem Gefache aufzufangen. Fachwerkbalken sind ständigen Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen ausgesetzt, wodurch sie sich ausdehnen und zusammenziehen. Der Kellenschnitt verhindert, dass diese Bewegungen zu Rissen oder anderen Schäden am Gefache führen.

2. Warum ist der Kellenschnitt so wichtig?

2.1 Vermeidung von Bauschäden

Ohne den Kellenschnitt können Spannungen zwischen dem Holz und dem Gefache zu erheblichen Schäden führen. Diese Schäden können sich in Form von Rissen im Gefache, Loslösung des Materials oder sogar Beschädigungen am Holz selbst zeigen. Durch den Kellenschnitt wird eine flexible Verbindung geschaffen, die diese Spannungen ausgleicht und Bauschäden verhindert.

2.2 Verbesserung des Feuchtigkeitsschutzes

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Feuchtigkeitsschutz. Feuchtigkeit kann leicht in Risse eindringen und sowohl das Holz als auch das Gefache schädigen. Der Kellenschnitt sorgt dafür, dass Feuchtigkeit besser abgeleitet wird und nicht in die Konstruktion eindringt. Dadurch wird die Lebensdauer der Fachwerkfassade verlängert und der Erhaltungsaufwand verringert.

2.3 Erhalt der Bausubstanz

Fachwerkhäuser sind oft mehrere Jahrhunderte alt und von unschätzbarem historischen Wert. Der Kellenschnitt trägt wesentlich zum Erhalt der originalen Bausubstanz bei, indem er Schäden verhindert und die Stabilität der Konstruktion gewährleistet. Dies ist besonders wichtig, um die historische Authentizität und den architektonischen Wert der Gebäude zu bewahren.

3. Wie wird der Kellenschnitt korrekt ausgeführt?

3.1 Vorbereitung

Bevor der Kellenschnitt ausgeführt wird, müssen die Gefache und das Holz gründlich gereinigt und von losen Materialien befreit werden. Es ist wichtig, dass die Kanten des Holzes sauber und glatt sind, um einen präzisen Schnitt zu ermöglichen.

3.2 Ausführung des Schnitts

Der eigentliche Kellenschnitt wird mit einer Maurerkelle oder einem speziellen Fugenwerkzeug ausgeführt. Der Schnitt sollte gleichmäßig und etwa 5-10 mm breit sein, je nach den spezifischen Anforderungen des Gebäudes. Es ist wichtig, dass der Schnitt gleichmäßig tief ist, um eine gleichmäßige Spannungsausgleich zu gewährleisten.

3.3 Nachbehandlung

Nach dem Ausführen des Kellenschnitts wird die Fuge mit einem geeigneten, elastischen Füllmaterial ausgefüllt. Dieses Material muss flexibel genug sein, um Bewegungen des Holzes auszugleichen, und gleichzeitig wasserabweisend, um Feuchtigkeit fernzuhalten. Oft wird ein spezielles Dichtmittel oder ein elastischer Mörtel verwendet.

4. Fallbeispiele und Erfahrungsberichte

4.1 Restaurierung eines historischen Fachwerkhauses

Ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung des Kellenschnitts ist die Restaurierung eines historischen Fachwerkhauses in Mitteldeutschland. Hier wurden sämtliche Gefache erneuert und mit einem präzisen Kellenschnitt versehen. Nach Abschluss der Arbeiten konnten keine neuen Risse oder Feuchtigkeitsschäden festgestellt werden, und das Gebäude erstrahlt in neuem Glanz.

4.2 Erfahrungsbericht eines Restaurators

Ein erfahrener Restaurator berichtet, dass der Kellenschnitt bei der Fachwerksanierung unverzichtbar ist. In vielen Fällen, in denen der Kellenschnitt nicht ausgeführt wurde, traten bereits nach wenigen Jahren Schäden auf, die auf die fehlende Flexibilität und den mangelnden Feuchtigkeitsschutz zurückzuführen waren.

5. Fazit

Der Kellenschnitt ist ein essenzieller Bestandteil der fachgerechten Restaurierung und Pflege von Fachwerkfassaden. Er trägt maßgeblich dazu bei, Bauschäden zu vermeiden, den Feuchtigkeitsschutz zu verbessern und die historische Bausubstanz zu erhalten. Durch die korrekte Ausführung des Kellenschnitts kann die Lebensdauer von Fachwerkhäusern erheblich verlängert werden, wodurch diese wertvollen Gebäude auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Für weiterführende Beratung und professionelle Unterstützung bei der Restaurierung von Fachwerkfassaden und der Ausführung des Kellenschnitts können Sie sich an unser Sachverständigenbüro wenden.

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Schimmelhilfe24
Holzschutz Gutachten24
Gutachter Knepper
Bauschaden24

Quellen:

  1. Spezial_Unempfindlichkeit_technisch_getrocknetes_Holz_gegen_Insekten_2008.pdf
  2. Spezial_Holzschutz_fuer_konstruktive_Vollholzprodukte_2009.pdf

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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