Der „Borsäure“-Fall: Wie ein altbewährtes Mittel zur Gefahr wurde

Borsäure hat eine lange Geschichte als vielseitig einsetzbares Mittel, das unter anderem in der Holzschutzmittelindustrie verwendet wurde. Trotz ihrer Wirksamkeit zur Schädlingsbekämpfung und Holzkonservierung hat die Verwendung von Borsäure auch problematische Seiten, insbesondere im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen. In diesem Artikel beleuchten wir die Geschichte der Borsäureverwendung, ihre chemischen Eigenschaften und die damit verbundenen Risiken.

1. Was ist Borsäure?

1.1 Chemische Eigenschaften

Borsäure, auch bekannt als Borax oder Hydrogenborat, ist eine schwache Säure der Elemente Bor, Wasserstoff und Sauerstoff mit der chemischen Formel H3BO3. Sie erscheint in Form von farblosen Kristallen oder weißem Pulver, das wasserlöslich ist.

1.2 Verwendung und Wirkungsweise

Borsäure wird seit Jahrhunderten in verschiedenen Bereichen eingesetzt, darunter:

  • Holzschutzmittel: Borsäure wird verwendet, um Holz vor Insektenbefall und Pilzen zu schützen.
  • Medizin: In geringen Konzentrationen zur antiseptischen Behandlung von Wunden.
  • Industrielle Anwendungen: In der Glasherstellung, als Flammschutzmittel und als pH-Puffer in chemischen Reaktionen.

2. Geschichte der Verwendung von Borsäure im Holzschutz

2.1 Anfänge und Popularität

Die Verwendung von Borsäure im Holzschutz geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Sie wurde als wirksames Mittel gegen Termiten, Ameisen und holzzerstörende Pilze geschätzt. Aufgrund ihrer geringen Kosten und einfachen Anwendung wurde Borsäure in der Bauindustrie weit verbreitet.

2.2 Regulierungen und Einschränkungen

In den letzten Jahrzehnten wurden die gesundheitlichen Risiken der Borsäure zunehmend erkannt. Verschiedene Gesundheitsbehörden, darunter die Europäische Union, haben die Verwendung von Borsäure in Verbraucheranwendungen aufgrund ihrer toxischen Eigenschaften reguliert oder eingeschränkt.

3. Risiken und gesundheitliche Auswirkungen der Borsäure

3.1 Gesundheitliche Risiken für den Menschen

Die Exposition gegenüber Borsäure kann auf verschiedene Weisen erfolgen:

  • Einatmen: Borsäurestaub kann die Atemwege reizen und langfristig zu Lungenschäden führen.
  • Hautkontakt: Direkter Hautkontakt kann zu Reizungen und allergischen Reaktionen führen.
  • Verschlucken: Die Aufnahme größerer Mengen kann zu gastrointestinalen Problemen, Nierenschäden und sogar zum Tod führen.
3.2 Langzeitfolgen

Langfristige Exposition gegenüber Borsäure kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen:

  • Reproduktionstoxizität: Studien haben gezeigt, dass Borsäure die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Bei Tieren wurden negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Nachkommen beobachtet.
  • Toxizität für innere Organe: Langzeitexposition kann zu Schäden an Leber und Nieren führen.
3.3 Umweltbelastungen

Borsäure kann sich in der Umwelt anreichern und Boden und Wasser kontaminieren. Dies kann negative Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere haben, insbesondere in empfindlichen Ökosystemen.

4. Fallstudien und Berichte

4.1 Fallbeispiel: Wohngebäude in Kalifornien

In Kalifornien wurde ein Wohngebäude mit Borsäure behandelt, um Termitenbefall zu verhindern. Nach einigen Jahren klagten die Bewohner über Atemwegsprobleme, Hautausschläge und andere gesundheitliche Beschwerden. Eine Untersuchung ergab, dass die Borsäurekonzentration in der Luft und im Staub des Hauses hoch war, was zu einer umfassenden Sanierung führte.

4.2 Fallbeispiel: Schulgebäude in Großbritannien

Ein Schulgebäude in Großbritannien, das in den 1980er Jahren gebaut wurde, wies eine hohe Konzentration von Borsäure in den Holzstrukturen auf. Schüler und Lehrer berichteten über häufige Kopfschmerzen, Übelkeit und Hautprobleme. Nach einer gründlichen Untersuchung wurde das Gebäude saniert, und die belasteten Materialien wurden entfernt.

5. Maßnahmen zur Risikominderung

5.1 Erkennung und Bewertung der Risiken

Um die Gefahr durch Borsäure zu erkennen und zu bewerten, sind gründliche Untersuchungen notwendig:

  • Raumluftanalysen: Messung der Borsäurekonzentration in der Raumluft.
  • Materialproben: Analyse von Holzproben aus den betroffenen Strukturen, um den Gehalt an Borsäure zu bestimmen.
  • Boden- und Wasserproben: Untersuchung des Bodens und des Grundwassers auf Kontamination.
5.2 Technische Maßnahmen

Zur Risikominderung können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Sanierung: Entfernung und fachgerechte Entsorgung der belasteten Holzstrukturen.
  • Versiegelung: Abdichtung verbleibender Holzteile, um das Austreten von Borsäure zu verhindern.
  • Verbesserung der Belüftung: Regelmäßiges Lüften und der Einsatz von Luftreinigern können die Konzentration von Borsäure in der Luft senken.
5.3 Präventive Maßnahmen

Beim Bau oder der Renovierung von Häusern sollten präventive Maßnahmen berücksichtigt werden:

  • Verwendung sicherer Materialien: Auswahl von Holz und Holzschutzmitteln, die keine oder nur geringe Mengen an gesundheitsschädlichen Chemikalien enthalten.
  • Regelmäßige Inspektionen: Überprüfung und Wartung von Holzstrukturen, um frühzeitig auf mögliche Probleme aufmerksam zu werden.
  • Aufklärung: Sensibilisierung von Bauherren, Handwerkern und Bewohnern für die Gefahren von Borsäure und die Notwendigkeit sicherer Alternativen.

6. Schlussfolgerung

Die Verwendung von Borsäure zur Holzkonservierung hat erhebliche gesundheitliche und umweltbezogene Folgen. Es ist wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung zu reduzieren und die Gesundheit der Betroffenen zu schützen. Regelmäßige Inspektionen, technische und präventive Maßnahmen können dazu beitragen, die Sicherheit und Lebensqualität in Wohnhäusern und Arbeitsumgebungen zu gewährleisten.

Für weiterführende Beratung und professionelle Unterstützung bei der Bewertung und Sanierung von Borsäure-Belastungen können Sie sich an unser Sachverständigenbüro wenden.

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Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
Funk: 0177 – 7130
E-Mail: gutachter-knepper@online.de
Schimmelhilfe24
Holzschutz Gutachten24
Gutachter Knepper
Bauschaden24

Quellen:

  1. Spezial_Unempfindlichkeit_technisch_getrocknetes_Holz_gegen_Insekten_2008.pdf
  2. Spezial_Holzschutz_fuer_konstruktive_Vollholzprodukte_2009.pdf

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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