Formaldehyd in Holzbaustoffen: Ein umfassender Überblick über Spanplatten und OSB-Platten

Einleitung

Formaldehyd ist ein flüchtiger organischer Stoff, der häufig in der Holzwerkstoffindustrie verwendet wird, insbesondere in der Produktion von Spanplatten und OSB-Platten (Oriented Strand Board). Trotz seiner breiten Anwendung ist Formaldehyd auch als potenziell gesundheitsgefährdend eingestuft, da es zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen kann, insbesondere bei längerfristiger Exposition. In diesem Artikel betrachten wir die Rolle von Formaldehyd in der Herstellung von Spanplatten und OSB-Platten, die potenziellen Risiken für die Gesundheit und die Maßnahmen, die ergriffen werden können, um diese Risiken zu minimieren.

Formaldehyd in der Holzwerkstoffindustrie

Formaldehyd wird hauptsächlich in Form von Harzen verwendet, die als Bindemittel dienen, um Holzspäne, Fasern oder Stränge in der Herstellung von Holzwerkstoffen zu verbinden. Diese Harze, wie Harnstoff-Formaldehyd (UF), Melamin-Formaldehyd (MF) und Phenol-Formaldehyd (PF), sind entscheidend für die Herstellung von Produkten wie Spanplatten, OSB-Platten, Sperrholz und MDF (Mitteldichte Faserplatten).

1. Formaldehyd in Spanplatten
  • Herstellungsprozess: Spanplatten werden aus Holzspänen hergestellt, die mit Formaldehydharzen gemischt und unter Druck und Hitze zu Platten gepresst werden. Das am häufigsten verwendete Harz ist Harnstoff-Formaldehyd, das wegen seiner niedrigen Kosten und guten Verarbeitungseigenschaften weit verbreitet ist.
  • Formaldehydemissionen: Spanplatten können beträchtliche Mengen an Formaldehyd freisetzen, insbesondere wenn billige oder minderwertige Harze verwendet wurden. Die Emissionen sind in der Regel unmittelbar nach der Produktion am höchsten und nehmen mit der Zeit ab. Allerdings kann auch nach längerer Zeit noch Formaldehyd freigesetzt werden, insbesondere wenn die Platten in warmen oder feuchten Umgebungen verwendet werden.
  • Gesundheitsrisiken: Langfristige Exposition gegenüber den Emissionen von Formaldehyd aus Spanplatten kann zu Atemwegsbeschwerden, Augenreizungen und Hautirritationen führen. Formaldehyd wurde zudem von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als karzinogen eingestuft, was bedeutet, dass es bei längerer Exposition das Krebsrisiko erhöhen kann.
2. Formaldehyd in OSB-Platten
  • Herstellungsprozess: OSB-Platten bestehen aus langen, dünnen Holzsträngen, die in Schichten miteinander verleimt werden. Für die Verleimung werden typischerweise Phenol-Formaldehydharze oder Isocyanatharze verwendet. Phenol-Formaldehydharze sind thermisch stabiler und setzen im Allgemeinen weniger Formaldehyd frei als Harnstoff-Formaldehydharze.
  • Formaldehydemissionen: Die Emissionen von Formaldehyd aus OSB-Platten sind in der Regel geringer als bei Spanplatten, insbesondere wenn Phenol-Formaldehyd verwendet wird. Die Emissionen liegen oft innerhalb der strengen Grenzwerte, die von europäischen und internationalen Normen festgelegt wurden (z.B. EN 13986).
  • Gesundheitsrisiken: Obwohl die Emissionen von Formaldehyd bei OSB-Platten niedriger sind, können sie immer noch gesundheitliche Bedenken aufwerfen, insbesondere in schlecht belüfteten Räumen oder wenn große Mengen dieses Materials verwendet werden. Daher ist es wichtig, auf OSB-Platten mit niedrigen Emissionswerten (E1-Klassifizierung oder besser) zurückzugreifen.

Maßnahmen zur Reduzierung der Formaldehydbelastung

Angesichts der potenziellen Gesundheitsrisiken, die mit Formaldehyd verbunden sind, haben sowohl Hersteller als auch Gesetzgeber Maßnahmen ergriffen, um die Emissionen dieses Stoffes zu reduzieren.

1. Verwendung emissionsarmer Harze
  • Alternative Harze: Eine Möglichkeit, die Formaldehydemissionen zu reduzieren, ist die Verwendung alternativer Harze wie Phenol-Formaldehyd, Melamin-Formaldehyd oder sogar formaldehydfreier Harze. Diese Materialien setzen signifikant weniger oder gar kein Formaldehyd frei und sind daher sicherer in der Anwendung.
  • Innovative Technologien: Einige Hersteller setzen auf moderne Produktionsverfahren, bei denen Harze mit sehr geringen Formaldehydanteilen oder vollständig alternative Bindemittel verwendet werden, um die Emissionen weiter zu senken.
2. Einhaltung von Normen und Vorschriften
  • Europäische Normen: In Europa sind Holzwerkstoffe durch die Norm EN 13986 geregelt, die strenge Grenzwerte für die Formaldehydemissionen festlegt. Produkte, die diesen Normen entsprechen, werden mit dem E1-Label gekennzeichnet, was eine niedrige Emissionsrate garantiert.
  • CE-Kennzeichnung: Holzwerkstoffe, die den europäischen Vorschriften entsprechen, tragen auch das CE-Kennzeichen, das die Einhaltung von Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzanforderungen bestätigt.
3. Verwendung von emissionsarmen Produkten
  • E1-Klassifizierung: Es ist ratsam, bei der Auswahl von Spanplatten und OSB-Platten auf Produkte zu achten, die nach der E1-Norm zertifiziert sind. Diese Platten haben einen Formaldehydgehalt von weniger als 0,1 ppm (Teile pro Million) und gelten als gesundheitlich unbedenklicher.
  • Oberflächenversiegelung: Eine weitere Methode, die Emission von Formaldehyd zu reduzieren, ist die Versiegelung der Plattenoberflächen mit Farben, Lacken oder anderen Beschichtungen. Dies kann dazu beitragen, die Freisetzung von Formaldehyd in die Raumluft erheblich zu verringern.

Fazit

Formaldehyd ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Holzwerkstoffe, darunter Spanplatten und OSB-Platten. Trotz seiner nützlichen Eigenschaften als Bindemittel ist Formaldehyd auch ein potenziell gefährlicher Schadstoff, der bei unsachgemäßer Handhabung oder übermäßiger Exposition Gesundheitsrisiken bergen kann. Durch den Einsatz von emissionsarmen Materialien, die Einhaltung von Normen und die Anwendung zusätzlicher Schutzmaßnahmen können die Risiken jedoch minimiert werden.

Wenn Sie Fragen zur Auswahl der richtigen Holzwerkstoffe haben oder eine professionelle Beratung zum Umgang mit Formaldehyd in Bauprojekten benötigen, steht Ihnen unser Sachverständigenbüro gerne zur Verfügung. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf:

Sachverständigenbüro Charles Knepper
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Kirchweg 4
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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