Holzfehler Voll- und Abholzigkeit

Holzfehler beeinflussen die Qualität und Verwendbarkeit von Holz für verschiedene Anwendungen. Zu den weniger bekannten, aber dennoch wichtigen Holzfehlern zählen die Vollholzigkeit und Abholzigkeit. Diese Begriffe beziehen sich auf die Form und Verteilung des Holzes im Querschnitt des Baumstammes und können die Festigkeit, Bearbeitbarkeit und den wirtschaftlichen Wert des Holzes erheblich beeinflussen. Im Folgenden werden diese Holzfehler detailliert erläutert, einschließlich ihrer Ursachen, Merkmale und Auswirkungen auf die Holzwirtschaft.

1. Vollholzigkeit

Definition: Vollholzigkeit bezeichnet einen Holzfehler, bei dem der Baumstamm im Querschnitt einen übermäßig großen Kernanteil im Verhältnis zum Splintholz aufweist. Das bedeutet, dass der Bereich des Kernholzes im Vergleich zur gesamten Stammbreite überproportional groß ist.

Merkmale:

  • Großer Kernholzanteil: Ein Stamm mit Vollholzigkeit hat einen auffällig großen Anteil an Kernholz im Vergleich zum Splintholz. Der äußere Bereich des Splintholzes ist dabei relativ schmal.
  • Höhere Dichte: Da Kernholz in der Regel dichter ist als Splintholz, weist vollholziges Holz eine höhere Dichte und Festigkeit auf.

Ursachen: Vollholzigkeit kann durch genetische Faktoren der Baumart, Wachstumsbedingungen oder das Alter des Baumes bedingt sein. Oft tritt Vollholzigkeit bei älteren Bäumen auf, deren Splintholz im Laufe der Zeit zunehmend in Kernholz umgewandelt wurde.

Auswirkungen auf die Verwendbarkeit:

  • Vorteile: In einigen Fällen kann die Vollholzigkeit als positiv angesehen werden, da das Kernholz in der Regel widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Fäulnis ist. Dies kann besonders bei Anwendungen im Außenbereich oder bei Konstruktionen, die lange Haltbarkeit erfordern, von Vorteil sein.
  • Nachteile: Andererseits kann ein übermäßig großer Kernholzanteil die Flexibilität und Verarbeitbarkeit des Holzes beeinträchtigen, da Kernholz oft härter und spröder ist als Splintholz. Bei der Bearbeitung kann dies zu einer höheren Werkzeugabnutzung und zu Schwierigkeiten beim Sägen und Fräsen führen.

Verwendung: Holz mit Vollholzigkeit wird häufig in Bereichen verwendet, in denen die hohe Dichte und Festigkeit des Kernholzes geschätzt werden. Dies schließt tragende Strukturen, Außenbauprojekte und hochwertige Möbel ein.

2. Abholzigkeit

Definition: Abholzigkeit bezeichnet einen Holzfehler, bei dem der Baumstamm im Querschnitt eine unregelmäßige, exzentrische Form aufweist, bei der der Markkanal nicht zentral, sondern stark versetzt liegt. Das Holz wächst also nicht gleichmäßig um den Markkanal, sondern weist auf einer Seite mehr Holz auf als auf der anderen.

Merkmale:

  • Exzentrisches Wachstum: Der Stamm hat eine asymmetrische Form, wobei das Holz auf einer Seite des Stammes deutlich dicker ist als auf der gegenüberliegenden Seite. Der Markkanal ist somit versetzt und nicht zentral im Stammquerschnitt angeordnet.
  • Ungleichmäßige Faserverteilung: Durch die ungleichmäßige Verteilung der Holzfasern können Spannungen im Holz entstehen, die sich beim Trocknen und Bearbeiten negativ auswirken.

Ursachen: Abholzigkeit kann durch ungleichmäßige Wachstumsbedingungen wie Winddruck, ungleichmäßige Lichtverhältnisse, mechanische Schäden oder Bodenbeschaffenheit verursacht werden. In vielen Fällen führt der Baum ein kompensatorisches Wachstum auf der stärker belasteten Seite durch, was zu dieser Asymmetrie führt.

Auswirkungen auf die Verwendbarkeit:

  • Nachteile: Abholziges Holz ist schwieriger zu verarbeiten, da die ungleichmäßige Verteilung der Fasern zu Verziehungen, Rissen und Verdrehungen führen kann, insbesondere während des Trocknungsprozesses. Dies kann die Ausbeute an brauchbarem Schnittholz verringern und die Qualität der Endprodukte beeinträchtigen.
  • Eingeschränkte Verwendung: Abholziges Holz eignet sich weniger für Anwendungen, die gerade, gleichmäßige Holzstücke erfordern, wie z.B. Möbelbau oder Baukonstruktionen. Es kann jedoch in Bereichen eingesetzt werden, wo die unregelmäßige Form weniger problematisch ist oder sogar genutzt werden kann, wie bei rustikalen Möbeln oder dekorativen Elementen.

Verwendung: Holz mit Abholzigkeit wird oft nur eingeschränkt verwendet, meist in Anwendungen, bei denen die Form des Holzes nicht entscheidend ist. Manchmal wird es auch zu Brennholz verarbeitet, da seine strukturelle Integrität für viele Bau- oder Möbelprojekte nicht ausreicht.

3. Bedeutung für die Holzwirtschaft

Qualitätskontrolle: Die Schäftigkeit eines Baumstamms ist ein wichtiger Faktor bei der Bewertung der Holzqualität. Sowohl Vollholzigkeit als auch Abholzigkeit werden bei der Inspektion von Stämmen vor der Verarbeitung berücksichtigt, um die am besten geeigneten Verwendungszwecke zu bestimmen.

Preisgestaltung: Holz mit Vollholzigkeit kann je nach Verwendungszweck einen höheren Preis erzielen, insbesondere wenn die hohe Dichte und Festigkeit des Kernholzes geschätzt werden. Abholziges Holz hingegen ist in der Regel weniger wertvoll, da es schwieriger zu verarbeiten ist und eine geringere Ausbeute an qualitativ hochwertigem Holz bietet.

Verarbeitung und Anwendung: Bei der Verarbeitung von Holzstämmen mit diesen Fehlern müssen besondere Techniken angewendet werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Zum Beispiel kann abholziges Holz vor dem Sägen stabilisiert werden, um Verziehen zu minimieren. Vollholziges Holz erfordert möglicherweise eine Anpassung der Schneidewerkzeuge, um die härteren Kernholzbereiche effizient zu bearbeiten.

Fazit

Vollholzigkeit und Abholzigkeit sind wichtige Holzfehler, die die Verarbeitbarkeit und Verwendbarkeit von Holz erheblich beeinflussen können. Während vollholziges Holz oft positiv bewertet wird, wenn seine Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gefragt sind, stellt abholziges Holz eine Herausforderung dar, die die Qualität und Ausbeute des Endprodukts beeinträchtigen kann. Für die Holzwirtschaft und -verarbeitung ist es entscheidend, diese Fehler zu erkennen und entsprechend mit ihnen umzugehen, um das bestmögliche Holz für die jeweilige Anwendung auszuwählen.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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