Mark und Markstrahlen: Struktur und Funktion im Holz

In der Anatomie des Holzes spielen das Mark und die Markstrahlen eine entscheidende Rolle bei der Struktur und Funktion des Baumes. Diese Komponenten sind nicht nur wichtige Elemente für das Wachstum und die Vitalität des Baumes, sondern auch für das Verständnis der Holzverarbeitung und -nutzung von Bedeutung. In diesem Artikel werden das Mark und die Markstrahlen, ihre Eigenschaften, Funktionen und ihre Bedeutung in der Holzkunde detailliert beschrieben.

1. Was ist das Mark?

Definition und Lage: Das Mark, auch Markröhre genannt, ist der zentrale Teil des Baumstamms, der als primäres Gewebe im jungen Baum beginnt. Es befindet sich im Innersten des Stammes und bildet den Mittelpunkt des Baumquerschnitts. Bei den meisten Bäumen ist das Mark sehr klein und oft nur als feiner Strich im Querschnitt des Holzes zu erkennen.

Funktion: Das Mark dient im jungen Baum als Speichergewebe für Nährstoffe. Es besteht aus parenchymatischen Zellen, die Nährstoffe und Wasser speichern und transportieren können. Im Laufe des Baumlebens verliert das Mark jedoch an Bedeutung, da es von den äußeren Schichten des Holzes, insbesondere dem Splintholz, in seiner Funktion ersetzt wird.

Eigenschaften:

  • Weiches Gewebe: Das Mark besteht aus weichen, lebenden Zellen, die sich leicht von den härteren Holzbestandteilen unterscheiden.
  • Geringe mechanische Bedeutung: Da das Mark relativ klein ist und in der Regel weich bleibt, hat es keine bedeutende Rolle in der mechanischen Stabilität des Baumes.
  • Alter und Verholzung: In älteren Bäumen kann das Mark teilweise verholzen, wodurch es dichter und härter wird, aber es bleibt dennoch strukturell unbedeutend im Vergleich zu den umliegenden Holzschichten.

2. Was sind Markstrahlen?

Definition und Lage: Markstrahlen, auch Holzstrahlen genannt, sind radial verlaufende Gewebe, die vom Mark bis in die Rinde reichen. Sie durchziehen das Holz quer zur Wachstumsrichtung und verbinden die inneren Teile des Baumstamms mit der äußeren Rinde. Im Querschnitt des Holzes sind Markstrahlen als feine Linien zu erkennen, die wie Speichen eines Rades vom Zentrum nach außen verlaufen.

Funktion: Die Hauptfunktion der Markstrahlen besteht im Transport und der Speicherung von Nährstoffen sowie im Wassertransport quer durch den Stamm. Sie spielen eine entscheidende Rolle beim Stoffaustausch zwischen den verschiedenen Teilen des Baumes.

  • Stofftransport: Markstrahlen ermöglichen den horizontalen Transport von Wasser, Nährstoffen und anderen Substanzen zwischen dem inneren Mark und der äußeren Rinde. Dies ist wichtig für die gleichmäßige Versorgung des Baumes.
  • Speicherung: Die Zellen der Markstrahlen speichern Nährstoffe und können diese bei Bedarf an den Baum abgeben. Diese Fähigkeit ist besonders in Zeiten des Nährstoffmangels von Bedeutung.

Eigenschaften:

  • Parenchymatische Zellen: Markstrahlen bestehen hauptsächlich aus parenchymatischen Zellen, die in der Lage sind, Nährstoffe zu speichern und zu transportieren.
  • Breite und Anzahl: Die Breite und Anzahl der Markstrahlen variiert je nach Baumart. Bei manchen Hölzern, wie beispielsweise bei der Eiche, sind sie besonders deutlich und breit, während sie bei anderen Hölzern, wie der Fichte, schmal und weniger auffällig sind.
  • Ästhetische Bedeutung: In der Holzbearbeitung können Markstrahlen die Ästhetik des Holzes beeinflussen. Sie können interessante Maserungen und Texturen auf geschnittenen Holzoberflächen erzeugen, die oft in der Möbelherstellung geschätzt werden.

3. Bedeutung von Mark und Markstrahlen in der Holzwirtschaft

Mark: Obwohl das Mark in der Holzwirtschaft keine große Bedeutung hat, kann es bei bestimmten Schnitten und Verwendungen dennoch eine Rolle spielen. In der Regel wird das Mark jedoch als strukturell unbedeutend betrachtet und hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Verwendbarkeit des Holzes.

Markstrahlen: Die Markstrahlen hingegen sind in der Holzbearbeitung von größerem Interesse. Sie tragen nicht nur zur Stabilität des Holzes bei, sondern sind auch ein wichtiger Faktor für die ästhetischen Eigenschaften des Holzes.

  • Sichtbarkeit in der Maserung: Bei bestimmten Holzarten, insbesondere bei Laubhölzern wie Eiche und Buche, sind die Markstrahlen deutlich sichtbar und können attraktive Muster auf der Oberfläche des Holzes erzeugen. Diese Muster werden besonders geschätzt und können den Wert von Holzprodukten erhöhen.
  • Technologische Bedeutung: In der Holzbearbeitung können Markstrahlen auch die Bearbeitungseigenschaften des Holzes beeinflussen. Sie können beispielsweise dazu führen, dass das Holz in bestimmten Richtungen leichter zu spalten ist oder eine ungleichmäßige Oberfläche entsteht.

4. Markstrahlen in verschiedenen Holzarten

Die Ausprägung und Sichtbarkeit von Markstrahlen variiert stark zwischen den verschiedenen Holzarten:

  • Eiche: Eichenholz ist bekannt für seine auffälligen, breiten Markstrahlen, die beim Radialschnitt (Rift- oder Viertelschnitt) besonders zur Geltung kommen. Diese Markstrahlen tragen erheblich zum charakteristischen Erscheinungsbild von Eichenholz bei.
  • Buche: Auch bei der Buche sind die Markstrahlen gut sichtbar, allerdings sind sie in der Regel feiner und weniger auffällig als bei der Eiche.
  • Nadelhölzer: Bei Nadelhölzern wie Fichte oder Kiefer sind die Markstrahlen weniger deutlich und meist nur unter dem Mikroskop sichtbar.

Fazit

Das Mark und die Markstrahlen sind wesentliche Bestandteile der Holzstruktur, die sowohl funktionale als auch ästhetische Rollen spielen. Während das Mark hauptsächlich in der frühen Lebensphase des Baumes eine Rolle spielt, bleiben die Markstrahlen während des gesamten Lebens des Baumes aktiv und sind entscheidend für den Stofftransport und die Speicherung. In der Holzwirtschaft und -verarbeitung sind insbesondere die Markstrahlen von Bedeutung, da sie das Aussehen und die Bearbeitungseigenschaften des Holzes beeinflussen. Ein tiefes Verständnis dieser Strukturen ist daher für alle, die mit Holz arbeiten, von großem Vorteil.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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