EN 350: Klassifizierung der Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten

Die Norm EN 350 ist ein bedeutendes Regelwerk, das sich mit der Klassifizierung und Bewertung der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten beschäftigt. Sie dient als wesentliche Grundlage für die Auswahl von Holzarten in Bauprojekten, bei denen die Widerstandsfähigkeit des Materials gegenüber biologischen Schädlingen wie Pilzen und Insekten von entscheidender Bedeutung ist. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die EN 350, ihre Inhalte, Anwendung und Bedeutung im modernen Holzbau.

1. Hintergrund und Ziel der EN 350

Die EN 350, auch als „Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten“ bekannt, wurde entwickelt, um eine europaweit einheitliche Klassifizierung der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz gegenüber holzzerstörenden Organismen zu gewährleisten. Die Norm ist Teil einer Reihe von europäischen Normen, die sich mit Holzschutz befassen und soll sicherstellen, dass Holzprodukte in verschiedenen Anwendungsbereichen zuverlässig und sicher verwendet werden können.

Zielsetzung: Die EN 350 bietet eine strukturierte Bewertung, die es Bauherren, Architekten und Ingenieuren ermöglicht, die richtige Holzart für spezifische Umgebungsbedingungen auszuwählen, um die Lebensdauer und Nachhaltigkeit von Holzbauwerken zu maximieren.

2. Klassifizierung der Dauerhaftigkeit nach EN 350

Die EN 350 klassifiziert die natürliche Dauerhaftigkeit von Holzarten in fünf Klassen, die ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber holzzerstörenden Pilzen beschreibt. Diese Klassen sind wie folgt definiert:

  • Dauerhaftigkeitsklasse 1: Sehr dauerhaft
    Holzarten in dieser Klasse sind extrem widerstandsfähig gegen Pilzbefall und können ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen in besonders exponierten Umgebungen eingesetzt werden. Beispiele: Teak, Azobé.
  • Dauerhaftigkeitsklasse 2: Dauerhaft
    Diese Hölzer bieten eine hohe Resistenz und sind geeignet für Anwendungen, bei denen sie gelegentlich feucht werden können. Beispiele: Eiche, Lärche.
  • Dauerhaftigkeitsklasse 3: Mäßig dauerhaft
    Hölzer dieser Klasse weisen eine mittlere Resistenz auf und sollten in weniger exponierten Bereichen oder mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen verwendet werden. Beispiele: Douglasie, Kiefer.
  • Dauerhaftigkeitsklasse 4: Wenig dauerhaft
    Diese Holzarten sind anfällig für Pilzbefall und sollten nur in gut geschützten, trockenen Bereichen oder mit einem wirksamen Holzschutzmittel verwendet werden. Beispiele: Fichte, Tanne.
  • Dauerhaftigkeitsklasse 5: Nicht dauerhaft
    Holzarten in dieser Kategorie sind sehr anfällig und werden hauptsächlich im Innenbereich oder nur mit umfangreichem Schutz vor Feuchtigkeit verwendet. Beispiele: Buche, Birke.

Diese Klassifizierung ist insbesondere in feuchten oder bodennahen Anwendungsbereichen relevant, wo Holz einem erhöhten Risiko durch Pilzbefall ausgesetzt ist.

3. Erweiterte Inhalte der EN 350

Neben der Klassifizierung der natürlichen Dauerhaftigkeit behandelt die EN 350 auch die Imprägnierbarkeit von Holzarten. Die Imprägnierbarkeit beschreibt, wie gut Holz durch Holzschutzmittel behandelt werden kann, um seine Dauerhaftigkeit zu verbessern. Dies ist besonders wichtig für Hölzer, die von Natur aus nicht sehr resistent sind, aber durch entsprechende Behandlung eine längere Lebensdauer erreichen können.

Die Imprägnierbarkeit wird ebenfalls in Klassen unterteilt:

  • Klasse 1: Sehr gut imprägnierbar
  • Klasse 2: Gut imprägnierbar
  • Klasse 3: Mäßig imprägnierbar
  • Klasse 4: Schwer imprägnierbar
  • Klasse 5: Nicht imprägnierbar

Diese Klassifikation hilft dabei, die richtige Behandlungsmethode für das jeweilige Holz auszuwählen und sicherzustellen, dass das Material optimal geschützt ist.

4. Anwendung der EN 350 in der Praxis

Die EN 350 wird in vielen Bereichen der Bau- und Holzindustrie angewendet. Sie bietet eine Grundlage für die Entscheidung, welche Holzart in einem spezifischen Bauvorhaben verwendet werden soll, insbesondere wenn es um den Einsatz im Außenbereich oder in feuchten Umgebungen geht.

Beispiele für Anwendungen:

  • Fassadenverkleidungen: Hölzer, die dauerhaft feuchtem Wetter ausgesetzt sind, sollten mindestens der Dauerhaftigkeitsklasse 2 entsprechen, um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten.
  • Holzbrücken und Stege: Hier werden oft Hölzer der Klasse 1 oder 2 verwendet, da diese Bauwerke ständig der Witterung ausgesetzt sind und einen hohen Schutz gegen Pilzbefall benötigen.
  • Innenausbau in feuchten Bereichen: Für Anwendungen in Badezimmern oder Küchen, wo Holz gelegentlich feucht wird, sind Hölzer der Klasse 3 oder höher geeignet, je nach zusätzlichen Schutzmaßnahmen.

5. Vergleich mit anderen Normen und Standards

Die EN 350 steht in engem Zusammenhang mit anderen Normen, wie der DIN 68800 in Deutschland, die ebenfalls den Holzschutz und die Dauerhaftigkeit von Holz regeln. Während die DIN 68800 umfassendere Schutzmaßnahmen und bauliche Anforderungen behandelt, fokussiert sich die EN 350 auf die natürliche Resistenz und die Imprägnierbarkeit von Hölzern.

Fazit

Die EN 350 ist eine entscheidende Norm für die Klassifizierung der Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten. Sie bietet eine fundierte Grundlage für die Auswahl des richtigen Holzes für verschiedene Anwendungen und stellt sicher, dass Holzbauwerke langlebig und nachhaltig sind. Durch die Einbeziehung der natürlichen Dauerhaftigkeit und der Imprägnierbarkeit ermöglicht die EN 350 eine optimierte Nutzung von Holz im Bauwesen, wodurch sowohl die Langlebigkeit der Bauwerke als auch der Umweltschutz gefördert werden.

Für weiterführende Beratung oder spezifische Informationen zur Anwendung der EN 350 in Ihrem Bauprojekt stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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