Dachrinnen aus ausgehöhlten Baumstämmen

Dachrinnen aus ausgehöhlten Baumstämmen, auch als Holzrinnen bekannt, waren eine traditionelle Methode zur Ableitung von Regenwasser von den Dächern von Gebäuden. Diese Art von Dachrinnen war in verschiedenen Regionen Europas und zu unterschiedlichen Zeiten verbreitet, insbesondere in ländlichen Gebieten und bei traditionellen Bauweisen, die auf lokal verfügbare Materialien angewiesen waren.

Verwendung von Holzrinnen in verschiedenen Regionen und Jahrhunderten

  1. Mitteleuropa (12. bis 18. Jahrhundert): In Mitteleuropa, insbesondere in den alpinen Regionen wie der Schweiz, Österreich und dem südlichen Deutschland, waren Holzrinnen weit verbreitet. Diese Gebiete hatten reichlich Zugang zu Holz, und die Verwendung von ausgehöhlten Baumstämmen als Dachrinnen war eine logische Wahl. Holz war nicht nur leicht verfügbar, sondern auch relativ einfach zu bearbeiten. Diese Rinnen wurden oft aus Nadelholzstämmen, wie Fichte oder Kiefer, gefertigt, da diese Holzarten in den Wäldern dieser Regionen zahlreich vorhanden waren.Besonders in den Bergregionen, wo Metall aufgrund von Transport- und Produktionsschwierigkeiten schwer zu beschaffen war, blieben Holzrinnen bis ins 18. Jahrhundert hinein in Gebrauch. Die Häuser in diesen Regionen hatten oft steile Dächer, um den Schnee abgleiten zu lassen, und die Holzrinnen halfen, das Wasser effizient vom Gebäude wegzuleiten.
  2. Nordeuropa (15. bis 19. Jahrhundert): Auch in Nordeuropa, insbesondere in Skandinavien, wurden Holzrinnen verwendet. In Schweden und Norwegen waren sie aufgrund der reichhaltigen Wälder und der langen Tradition des Holzbaus verbreitet. Hier wurden die Rinnen oft aus Kiefernholz gefertigt, das wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit geschätzt wurde.Diese Holzrinnen waren besonders in ländlichen Bauernhäusern und kleineren Dörfern üblich, wo einfache und kostengünstige Lösungen bevorzugt wurden. Noch im 19. Jahrhundert waren in abgelegenen Gebieten Holzrinnen gebräuchlich, obwohl sie allmählich durch Metallrinnen ersetzt wurden, sobald diese leichter verfügbar und erschwinglicher wurden.
  3. Osteuropa (16. bis 19. Jahrhundert): In den ländlichen Gebieten Osteuropas, insbesondere in den Karpaten und den waldreichen Regionen Polens, Rumäniens und der Ukraine, waren Dachrinnen aus Holz ebenfalls weit verbreitet. Hier wurden sie häufig in Verbindung mit traditionellen Blockhäusern verwendet, die ebenfalls aus Holzstämmen gebaut waren. Die Kontinuität der traditionellen Bauweisen sorgte dafür, dass Holzrinnen bis ins 19. Jahrhundert hinein verwendet wurden.
  4. Alpenregionen (14. bis 19. Jahrhundert): Die Alpenregionen in der Schweiz, Österreich und Süddeutschland sind ebenfalls für den Einsatz von Holzrinnen bekannt. Die typischen Almhütten und Bauernhäuser, die in diesen Gebieten zu finden sind, nutzten diese Art von Dachrinne, da Holz in diesen Höhenlagen das primäre Baumaterial war. Die Rinnen waren oft einfach und grob gearbeitet, aber sie erfüllten ihren Zweck effektiv.

Konstruktion und Funktion

Holzrinnen wurden in der Regel aus längs aufgeschnittenen Baumstämmen gefertigt, die ausgehöhlt wurden, um einen Kanal für das Wasser zu bilden. Diese Rinnen wurden dann an den Traufen der Dächer befestigt und dienten dazu, das Regenwasser von der Dachfläche abzuleiten und es sicher vom Fundament des Gebäudes wegzuführen.

Die Konstruktion solcher Rinnen war handwerklich anspruchsvoll, da sie eine gleichmäßige Aushöhlung des Stammes erforderten, um eine gleichmäßige Wasserführung zu gewährleisten. Ein gut gepflegter Holzkanal konnte viele Jahre, in einigen Fällen sogar Jahrzehnte, in Gebrauch bleiben, bevor er ersetzt werden musste.

Fazit

Dachrinnen aus ausgehöhlten Baumstämmen sind ein faszinierendes Beispiel für traditionelle Bauweisen, die auf die natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung angewiesen waren. Sie waren besonders in den waldreichen und bergigen Regionen Europas vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert verbreitet. Diese Holzrinnen stehen heute für die handwerkliche Fertigkeit und die Anpassungsfähigkeit der Menschen an ihre Umwelt.

Für weitere Informationen über historische Bautechniken und wie sie in der modernen Restaurierung und im Holzschutz berücksichtigt werden können, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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