Was sind eigentlich Frischholzinsekten?

Verborgene Holzbewohner, die mit dem Einschlag kommen

Ein Leben im frisch gefällten Baum – die Welt der Frischholzinsekten

Wer beim Begriff „Holzschädling“ nur an alte Möbel, Dachstühle oder zerfressene Fachwerkbalken denkt, übersieht eine ganze Insektengruppe, die schon viel früher aktiv wird – bevor das Holz überhaupt ins Gebäude gelangt: die sogenannten Frischholzinsekten.

Diese Tiere gehören zur natürlichen Besiedlung von frisch geschlagenem Holz in Wäldern oder auf Lagerplätzen. Ihre Aufgabe in der Natur: den Abbau toter Bäume einleiten, indem sie Holzgewebe durchbohren, zersetzen und damit den Weg für Mikroorganismen und Pilze bereiten.

Für die Forstwirtschaft und holzverarbeitende Betriebe allerdings können sie zu einem echten Problem werden – insbesondere, wenn befallenes Holz unbemerkt in den Bau oder ins Lager gelangt.


Was genau sind Frischholzinsekten?

Frischholzinsekten – auch Primärbesiedler genannt – sind Arten, die sich gezielt auf frisch geschlagenes, noch feuchtes Holz spezialisieren. Sie nutzen die kurze Phase zwischen Fällung und natürlicher Trocknung zur Eiablage und Larvenentwicklung.

Typisch:

  • Das Holz ist noch nicht entrindet, oft feucht, teilweise mit Restzucker und Nährstoffen.
  • Die Schutzmechanismen des lebenden Baumes (z. B. Harzfluss, Inhaltsstoffe) sind noch nicht völlig abgebaut.
  • Die Eiablage erfolgt häufig unter der Rinde oder direkt im Splintholz.

Anders als Trockenholzinsekten (wie der Hausbock oder Nagekäfer), befallen Frischholzinsekten das Holz nicht im verbauten Zustand, sondern vor oder während der Trocknung – z. B. auf Holzlagerplätzen, in Sägewerken oder bei nicht fachgerecht gelagertem Bauholz.


Wo kommen Frischholzinsekten vor?

Frischholzinsekten sind typische Waldbewohner – ihre Brutplätze sind:

  • Kahlschläge und Sturmschäden
  • Lagerplätze für gefällte Rundhölzer
  • Sägewerke
  • Entrindungsanlagen
  • und auch nicht sachgerecht geschützte Baustellen, auf denen frisches Holz lagert.

Die meisten Arten benötigen feuchtes Holz mit intakter Rinde. Je nach Witterung und Lagerdauer kann es innerhalb weniger Tage zur Eiablage kommen – vor allem im Frühjahr und Frühsommer.


Häufige Frischholzinsekten in Deutschland – Gattungen & Arten

1. Borkenkäfer (Scolytinae)

Die bekannteste Gruppe der Frischholzinsekten

  • Arten in Deutschland:
    • Buchdrucker (Ips typographus)
    • Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)
    • Krummzähniger Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus)
  • Vorkommen: Vor allem in Nadelholz (Fichte, Kiefer, Tanne).
  • Merkmale:
    • Legen ihre Eier unter der Rinde ab, typische Rammelkammern und Brutgänge sichtbar.
    • Die Larven entwickeln sich in der Kambiumzone – dabei stirbt das Holz ab.
  • Besonderheit: Sie sind großflächige Waldschädlinge, können bei Massenvermehrung ganze Fichtenbestände zum Absterben bringen.

2. Prachtkäfer (Buprestidae)

Schillernd schön – und dennoch gefährlich für frisches Holz

  • Arten in Deutschland:
    • Fichtenprachtkäfer (Melanophila acuminata)
    • Kiefernprachtkäfer (Buprestis rustica)
    • Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus)
  • Vorkommen: Frisches Laub- und Nadelholz, auch geschwächtes oder brandgeschädigtes Holz.
  • Merkmale:
    • Entwickeln sich unter der Rinde, Larven fressen sich ins Splintholz.
    • Bohrlöcher sind oft ovalförmig (anders als die runden des Nagekäfers).
  • Hinweis: Die erwachsenen Käfer sind wärmeliebend und oft erst durch ihren metallischen Glanz zu erkennen.

3. Holzfliegen (Xylophagidae & Siricidae)

Holzwespen und Holzfliegen – oft mit Verwechslungspotenzial

  • Beispielarten:
    • Gemeine Holzwespe (Sirex gigas)
    • Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea)
    • Bunte Holzfliege (Xylophagus ater)
  • Vorkommen: Frisches Nadelholz, aber auch Laubholz bei bestimmten Arten.
  • Merkmale:
    • Weibchen besitzen einen Legestachel, mit dem sie Eier tief in das Holz einbringen.
    • Die Larven fressen lange Gänge ins Holz und hinterlassen glatte, fast glasige Fraßflächen.
  • Besonderheit: Oft spektakulär anzusehen – die Holzwespe wirkt wie eine große Wespe, sticht aber nicht.

4. Bohrfliegen und Holzmücken (Sciaridae, Bibionidae)

Klein, schwarz, unscheinbar – aber aktiv in feuchtem Holz

  • Befallen meist nur die äußersten Holzschichten, insbesondere bei liegendem, feuchtem Holz mit Pilzvorkommen.
  • Larven ernähren sich teils vom Holz, teils vom Myzel der begleitenden Pilze.
  • Ökologisch wichtig, aber selten primär gefährlich für das Bauholz.

Welche Schäden richten Frischholzinsekten an?

  • Technisch: Reduzierte Festigkeit, frühzeitiger Verfall bei Lagerung
  • Optisch: Bohrlöcher, Fraßgänge, verfärbte oder faulige Stellen
  • Wirtschaftlich: Entwertung ganzer Holzchargen, Ausfall bei Sichtbauteilen
  • In Sonderfällen: Einschleppung ins Gebäude (z. B. Holzwespen, die noch Jahre nach dem Einbau schlüpfen können!)

Beispiel aus der Praxis

Ein Sägewerk in Süddeutschland lagerte im Frühling frisch geschlagene Kiefernstämme – ungeschält, ohne Überdachung. Binnen weniger Wochen stellte sich ein massiver Befall durch den Kiefernprachtkäfer ein. Das Resultat: Bohrlöcher, Fraßgänge, und eine komplette Sperrung der Charge für sichtbare Bauteile im Innenausbau. Der wirtschaftliche Schaden war erheblich.


Wie schützt man sich vor Frischholzinsekten?

  • Rasche Entrindung nach dem Einschlag (je nach Jahreszeit binnen 3–5 Tagen)
  • Lagerung unter Dach oder mit Abdeckung
  • Technische Trocknung (z. B. Kammertrocknung)
  • Schutznetze gegen Holzwespen in der Trocknungs- und Lagerphase
  • Beachtung der Lagerzeitfenster, insbesondere im Frühjahr

Fazit: Frischholzinsekten – kleine Tiere, große Wirkung

Sie gehören zur Natur – und sind dort auch sinnvoll. Doch sobald sie mit unserem Nutzholz in Kontakt kommen, können sie schnell zum Problem werden. Wer mit frischem Holz arbeitet – ob im Handwerk, in der Zimmerei oder beim privaten Hausbau – sollte wissen: Ein früher Befall beginnt oft schon im Wald.

Mit dem nötigen Wissen, Sorgfalt bei der Lagerung und einem wachsamen Auge lässt sich der Frischholzinsektenbefall vermeiden – oder zumindest rechtzeitig erkennen.


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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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