Ungebetene Gäste im Gebälk: Holzschädlinge erkennen und effektiv bekämpfen

Ein unscheinbarer Feind im Verborgenen

Sie schleichen nicht, sie kriechen nicht – und doch sind sie da. Leise, langsam, aber unaufhaltsam. In Dachstühlen, Fachwerkhäusern, alten Scheunen oder historischen Möbeln leben sie oft jahrelang im Verborgenen: Holz zerstörende Insekten. Und wenn wir es bemerken, ist der Schaden meist längst geschehen.

Ob winzige Bohrlöcher, feines Bohrmehl auf dem Boden oder seltsam dumpfer Klang beim Klopfen auf einen Balken – jedes dieser Zeichen kann auf einen unerwünschten Mitbewohner im Holz hindeuten.


Die Hauptakteure im Holz: Wer nagt sich durchs Gebälk?

1. Der Hausbockkäfer (Hylotrupes bajulus)

  • Aussehen: 8–25 mm groß, dunkelbraun bis schwarz, oft mit zwei hellen Flecken auf den Flügeldecken.
  • Vorkommen: Besonders häufig in Dachstühlen, Sparren, Deckenbalken aus Fichtenholz.
  • Schadbild: Ovale bis runde Ausfluglöcher von ca. 5–7 mm, langgestreckte Fraßgänge im Splintholz, grobes, faseriges Bohrmehl.
  • Gefahr: Eine der zerstörerischsten Trockenholzarten in Deutschland. Die Larven entwickeln sich bis zu 10 Jahre im Holzinneren und mindern erheblich die Tragfähigkeit.

2. Gewöhnlicher Nagekäfer (Anobium punctatum) – umgangssprachlich: Holzwurm

  • Aussehen: 2,5–5 mm, braun, flugfähig.
  • Typischer Befall: Möbel, Vertäfelungen, kleinere Balken – besonders bei erhöhter Luftfeuchtigkeit.
  • Schadbild: Runde Ausfluglöcher von 1–2 mm, staubfeines Bohrmehl, Fraßgänge meist im äußeren Splintholzbereich.
  • Besonderheit: Befall erfolgt häufig in verbauten Bauteilen mit leicht erhöhter Raumluftfeuchtigkeit – z. B. Kirchen, Museen, ungeheizte Altbauten.

3. Gescheckter Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) – auch Totenuhr genannt

  • Aussehen: 6–9 mm, braun mit hellen Flecken (gescheckt).
  • Vorkommen: Feuchtes Holz, oft durch Pilzbefall vorgeschädigt, z. B. durch Braun- oder Weißfäule.
  • Besonderheit: Produziert das bekannte „tock, tock, tock“ – das Klopfgeräusch der Totenuhr bei der Partnersuche.
  • Schadbild: Große Ausfluglöcher (2–4 mm), sehr tiefgehende Fraßgänge, oft schwer erkennbar, da befallenes Holz gleichzeitig durch Pilze zersetzt ist.
  • Hinweis: Indikator für sekundäre Feuchteschäden – dieser Käfer kommt nur, wenn Pilze bereits „vorgearbeitet“ haben.

4. Gekämmter Nagekäfer (Ptilinus pectinicornis) – eher selten, aber relevant

  • Aussehen: Kleine, ovale Käfer mit deutlich gekämmten Fühlern bei den Männchen.
  • Lebensweise: Nicht direkt Holz zerstörend, aber in feuchten Innenräumen zu finden, wo er sich von organischem Material (auch Holzstaub, Schimmel) ernährt.
  • Bedeutung: Kein Primärschädling, aber Hygieneanzeiger – kommt oft gemeinsam mit anderen Holzzerstörern vor.
  • Tipp: Wird er gefunden, lohnt sich eine umfassende Feuchteprüfung der gesamten Holzkonstruktion.

Wie erkenne ich den Befall rechtzeitig?

  • Feines Bohrmehl (frisch, hell, trocken) in Bodennähe oder auf Balken
  • Kleine, runde oder ovale Löcher in tragenden Bauteilen
  • Hohl klingendes Holz, bei Klopfprobe
  • Klopfgeräusche (Totenuhr) in ruhiger Umgebung
  • Bröselnde Holzoberflächen, ohne äußerlich sichtbare Ursache

Bekämpfungsmöglichkeiten im Überblick

1. Chemischer Holzschutz

  • Einsatz von geprüften Insektiziden oder Fungiziden (nur durch Fachbetriebe!)
  • Geeignet bei akutem Befall und zugänglichen Bereichen
  • Vorgabe nach DIN 68800-3

2. Thermische Verfahren

  • Heißluftbehandlung über 55 °C – tötet Larven und Eier zuverlässig ab
  • Mikrowellenverfahren – punktuelle thermische Entwesung
  • Vorteil: Rückstandsfrei, ohne Einsatz von Chemikalien

3. Begasung

  • Effizient, aber aufwendig – nur durch zertifizierte Fachfirmen
  • Geeignet bei großflächigem, tiefsitzendem Befall
  • Sicherheitsvorkehrungen und Freimessung erforderlich

Der beste Schutz ist Prävention

  • Technisch getrocknetes Holz verwenden (u ≤ 20 %)
  • Guter konstruktiver Holzschutz: Dachüberstände, Sockelschutz, keine Staunässe
  • Keine Hohlräume ohne Lüftung
  • Regelmäßige Sichtkontrollen und Zustandsanalysen

Fazit: Wer Holz nutzt, muss Holz verstehen

Holz lebt – und es lädt ungewollt auch andere zum Leben ein, wenn wir es nicht konsequent schützen. Der Befall durch Holzschädlinge ist nicht nur ein ästhetisches Problem – er kann tragende Bauteile gefährden, die Standfestigkeit beeinträchtigen und immense Sanierungskosten verursachen.

Doch wer wachsam bleibt, vorausschauend plant und bei Verdacht frühzeitig Fachleute einbindet, kann den Werkstoff Holz über Generationen hinweg dauerhaft und sicher nutzen.


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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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