„Flechten an Bauteiloberflächen – Was bedeutet das für Ihre Immobilie?“

Flechten auf Bauteiloberflächen wie Fassaden, Dächern oder anderen Außenbereichen können auf den ersten Blick harmlos wirken, sind jedoch ein Zeichen dafür, dass die Oberflächen den idealen Lebensraum für diese komplexen Organismen bieten. Flechten entstehen oft in feuchten oder schattigen Bereichen und setzen sich aus einer Symbiose von Algen und Pilzen zusammen. Sie haften auf verschiedenen Baumaterialien, darunter Holz, Putz und Stein, und können langfristig zu Oberflächenschäden führen, da sie die Materialien angreifen und porös machen.

Falls Sie Flechten an Ihren Bauteiloberflächen bemerken, lohnt sich eine fachkundige Begutachtung. Unser Sachverständigenbüro bietet Ihnen eine genaue Analyse und zeigt Ihnen Wege zur sicheren Entfernung und Vorbeugung. Wir helfen Ihnen, die Oberflächen zu schützen und so die Bausubstanz langfristig zu erhalten.

Flechten sind faszinierende Organismen, die durch eine Symbiose aus einem Pilz und einer Alge (oder einem Cyanobakterium) gebildet werden. Die Pilze liefern der Alge Schutz und eine stabile Struktur, während die Alge über Photosynthese Energie produziert, von der beide Partner profitieren. Diese Symbiose ermöglicht es Flechten, auf Oberflächen zu gedeihen, die für andere Lebewesen ungeeignet sind, wie etwa Stein, Holz, Beton und Rinde.

Lebensraum und klimatische Voraussetzungen

Flechten sind äußerst widerstandsfähig und kommen fast überall auf der Welt vor – von der Arktis bis zu tropischen Regionen. Sie benötigen für ihr Wachstum jedoch ausreichende Feuchtigkeit und oft schattige Standorte. In feuchten und kühlen Klimazonen oder an ständig feuchten Stellen (etwa an Nordfassaden oder in der Nähe von Wasser) gedeihen sie besonders gut. Flechten brauchen keine Erde zum Wachsen und können sich daher auch an glatten, nicht porösen Materialien ansiedeln.

Bevorzugte Oberflächen für die Besiedlung

Flechten siedeln sich auf einer Vielzahl von Oberflächen an, darunter:

  • Holz (horizontal und vertikal): Flechten bevorzugen häufig waagerechte Hölzer wie Terrassendielen und Holzbalken, weil dort Regenwasser und Feuchtigkeit länger verweilen. Auch auf senkrechten Holzoberflächen, wie Zäunen oder Fassaden, finden sie jedoch oft Halt, besonders wenn diese regelmäßig Feuchtigkeit ausgesetzt sind.
  • Stein und Putz: Mineralische Oberflächen bieten ebenfalls geeignete Wachstumsbedingungen, insbesondere wenn diese leicht porös sind und Feuchtigkeit aufnehmen können.
  • Dachziegel und Fassaden: Auf Hausdächern und Fassadenflächen – vor allem in schattigen Bereichen – sind Flechten ebenfalls weit verbreitet.

Flechten auf Holz: Besiedlung und Risiken

Flechten auf Holzoberflächen beeinträchtigen das Holz oft langfristig. Zwar dringen Flechten nicht tief in die Holzstruktur ein, aber ihre Wurzeln (Rhizine genannt) können mikroskopisch kleine Risse erzeugen, die Feuchtigkeit eindringen lassen. Besonders waagerechte Holzflächen sind hier gefährdet, da das Wasser länger stehen bleibt. Die ständige Feuchtigkeit kann dann Pilzwachstum oder Fäulnisprozesse fördern. Auf senkrechten Flächen wie Fassaden oder Zaunlatten trocknet das Holz oft schneller ab, aber auch hier können Flechten das Material schädigen, wenn das Holz häufig feucht bleibt.

Entfernung und Vorbeugung von Flechten auf Holz

  1. Mechanische Entfernung: Flechten lassen sich oft durch vorsichtiges Abbürsten entfernen. Harte Bürsten und vorsichtiger Einsatz von Wasser können helfen, ohne die Holzoberfläche zu beschädigen.
  2. Chemische Mittel: Es gibt spezielle Flechten- und Moosentferner, die auf biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen basieren. Diese sollten jedoch sparsam und umweltschonend angewendet werden.
  3. Vorsorgemaßnahmen: Ein Holzschutz, der die Oberfläche vor Feuchtigkeit schützt und atmungsaktiv ist, reduziert die Ansiedlung von Flechten. Regelmäßiges Reinigen und das Freihalten von Holzoberflächen von Schmutz und organischem Material verringern ebenfalls die Ansiedlung.

Mögliche Schäden durch Flechten an Holzbauteilen

Langfristig kann Flechtenbewuchs Holzbauteile schwächen. Durch die Rhizine (Wurzelfäden) können Flechten mikroskopische Risse im Holz erzeugen, die langfristig zu Fäulnis führen können. Dies geschieht vor allem dann, wenn das Holz regelmäßig feucht ist und schlecht abtrocknet. Eine erhöhte Feuchtigkeitsaufnahme kann auch das Risiko von Holzschädlingen oder Pilzbefall, wie etwa Moder- oder Weißfäule, begünstigen.

Insgesamt sind Flechten ein Indikator für hohe Feuchtigkeit und sollten nicht ignoriert werden. Mit gezielten Maßnahmen zur Entfernung und Vorbeugung können die Lebensdauer und die Stabilität der Holzbauteile jedoch effektiv geschützt werden.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle/Saale seit 1997

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